Ivan Cankar

Frau Judit

Roman
Cover: Frau Judit
Drava Verlag, Klagenfurt 2004
ISBN 9783854354093
Gebunden, 168 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

Übersetzt aus dem Slowenischen von Erwin Köstler Der 1904 in Wien entstandene Roman behandelt ein typisch "dekadentes" Thema: Verheiratete, gut situierte Frau hat aus Langeweile Affären mit jungen Männern. In dieser Hinsicht lässt er Cankars Nahverhältnis zu den berühmten Vorbildern der Wiener Moderne erkennen. Dekadent aber ist nur die Epoche des fin de siecle, in der Roman angesiedelt ist. Für den Slowenen Ivan Cankar und seine Judit birgt dieses Zuendegehen zugleich die Hoffnung auf einen Neubeginn in Freiheit; einer Freiheit, die alle Lebensbereiche umfasst. So ist Frau Judit vor allem ein die Gesellschaftsmoral entlarvender Text mit stark satirischer Note, ein Zeugnis des Kulturkampfes gegen den Kleingeist und des Auflebens der Avantgarde in Slowenien.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.07.2004

Adam Olschewski stellt einen Autor vor, den hierzulande kaum jemand kennt. Deswegen sei die Initiative des kleinen Drava-Verlages aus dem österreichischen Klagenfurt nicht genug zu loben, meint Olschewski und preist außerdem den Übersetzer Erwin Köstler, in dem Ivan Cankar im deutschen Sprachraum definitiv sein Sprachrohr gefunden habe. Kein Wunder, möchte man einwenden, dass Ivan Cankar hierzulande ein Unbekannter ist: er stammte aus Slowenien und starb bereits 1918 im Alter von 42 Jahren. Eine Figur der literarischen Peripherie, die für Olschweski dennoch zu den ganz Großen zählt. Die Übersetzung des aus dem Jahr 1904 stammenden Romans "Frau Judit" beweist es für ihn zweifelsfrei: soviel Lakonie findet er umwerfend, eine Lakonie, staunt Olschewski, die ganz und gar ohne Illusion sei. "Frau Judit" erzählt die Geschichte einer Frau, die konsequent ihr Leben gelebt hat, ein freies Leben so weit es ging, das ihr dennoch keine größeren Freiheiten eingebracht hat, da ihre Umgebung verlogen und unfrei war. "Frau Judit" sei mehr als ein Plädoyer der Zeit gegen Engstirnigkeit und Kleinstadtmief, meint Olschweski; er sieht in dem Roman den Versuch des Autors, die Unterscheidung zwischen Moral und Unmoral zu widerlegen und zu zeigen, dass Unmoral letztlich Interpretationssache ist.