Christoph Keller

Der beste Tänzer

Autobiografie
Cover: Der beste Tänzer
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783100495129
Gebunden, 359 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Christoph Keller ist nicht nur ein bekannter Schriftsteller und Theaterautor, er ist auch Rollstuhlfahrer. Seine Autobiografie ist jedoch keine Krankengeschichte, sondern erzählt von einem Vater, der einst ein sehr erfolgreicher Unternehmer war, bald aber Konkurs machte, einer obsessiven Sammelleidenschaft nachging, eine Kunstgalerie eröffnete und seine drei Söhne, die alle an Muskelschwund erkrankten, als Krüppel betrachtete. Eine beeindruckende Lebensreise, die in Sankt Gallen beginnt, bis nach New York führt und den Blick auf die Welt verändert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.04.2004

Eine "schmerzliche autobiografische Entwicklungschronik" habe der mit 40 Jahren immer noch junge Schweizer Schriftsteller Christoph Keller mit "Der beste Tänzer" vorgelegt, urteilt Maria Frise. Sprunghaft, wie es sich für einen guten Tanz gehört, sei die erzählerische Verfahrensweise des Autors von Werken wie "Gulp" oder "Wie ist das Wetter in Boulder", und sie verlange dem Leser manches ab. Anspruchsvoll sind offenbar auch die Inhalte: Keller leidet an spinaler Muskelatrophie, einer unheilbaren Krankheit, "die ihn mehr und mehr abhängig macht von Geräten und der Hilfe anderer Menschen". Keller schildere nun die Verwandlung seines Vaters in einen alkoholbenebelten Familientyrannen, der seinen Sohn "brutal und verächtlich" einen Krüppel nannte und so die schöne Jugend in der "prachtvollen Sankt Galler Villa" auslöschte. Zuflucht habe sein Sohn in der Literatur gefunden: "Im Schreiben überwindet er Wut, Angst und Ohnmacht, hier findet er sein Gleichgewicht." Die Härten seines Lebens beschreibe Keller "nicht ohne Bitterkeit, nie jedoch larmoyant", so die Rezensentin. Gleichwohl bleibe das Überwältigende dessen, was er aushalten musste und muss, immerfort spürbar: "Oft flüchtet er sich in Ironie und Sarkasmus, die Überlegenheit nur vortäuschen. Manchmal redet er von sich als einer dritten Person, um den Schmerz des Verlustes zu mindern."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.01.2004

Rezensent Gieri Cavelty ist beeindruckt von Gelingen dieser "wohl heikelsten Variante des literarischen Spiels mit Identität": der "belletristische Autobiografie". Christoph Keller erzählt hier von der komplizierten Beziehung zu seinem Vater, einem manischen Sammler und Alkoholiker, der, nachdem seine Firma Konkurs anmelden musste, nur noch auf dem "Rechtsweg" mit seiner Familie verkehrte. In diese Geschichte sind "autopathografische Passagen eingeflochten" über Kellers Krankheit: der Autor leidet an der erblichen spinalen Muskelatrophie, erklärt der Rezensent. Dennoch ist dieses Buch weder eine "Abrechnung" noch eine "Selbstmitleidsschrift", so Cavelty bewundernd: Da sei schon die "komplexe Ästhetik" des Werks vor. Keller habe seine Geschichte nämlich "nach musikalischen Regeln gebaut. Die vier Kapitel des Buches entsprechen jeweils den Formteilen des Sonatenhauptsatzes - Exposition, Durchführung, Reprise und Coda". Auch freut sich Cavelty über Kellers Humor und "sein Faible für komische Situationen", die trotz der eher deprimierenden Thematik immer wieder aufblitzten.