Gergely Peterfy

Der ausgestopfte Barbar

Roman
Cover: Der ausgestopfte Barbar
Nischenverlag, Wien 2016
ISBN 9783950390629
Gebunden, 560 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von György Buda. Angelo Soliman kam als Kindersklave um etwa 1720 nach Wien, genoss dort an verschiedenen Fürstenhöfen eine vielfältige Bildung und war in späteren Jahren einer der brillantesten Geister seiner Epoche. Er bewegte sich in den Kreisen der Freimaurer, pflegte auch gute Beziehungen zu Kaiser Joseph II, zu Fürsten und zu namhaften Wissenschaftlern seiner Zeit. Angelo Soliman war aber ob seiner Hautfarbe auch eine Jahrmarktsattraktion, eine lebende Figurine der Fremdheit - und daher wurde nach seinem Tod seine Haut auf eine Statue aus Holz gespannt und als namenloses Exemplar seiner "Rasse" im Hof-Naturalien-Cabinet (dem Vorgänger des Natur-Historischen Museums in Wien) ausgestellt, bis sie in einem Feuer bei den Kämpfen des Jahres 1848 vernichtet wurde. "Der ausgestopfte Barbar" ist aber mehr als nur die Geschichte des Angelo Soliman. Der ungarische Schriftsteller Gergely Péterfy lässt Gräfin Sophie Török, der Witwe des herausragenden Literaten und epochalen Spracherneuerers Ferenz Kazinczy und Freund Solimans die Geschichte dieser beiden bemerkenswerten Männer erzählen. Kazinczy wurde der Teilnahme an einer Verschwörung beschuldigt und war 2387 Tage eingekerkert, darunter sogar in der Festung Kufstein. Wie sein Freund Soliman bemühte er sich bis an sein Lebensende vergeblich, die Welt durch die Vermittlung von Einsichten und Wissen ein wenig besser zu machen. So ist dieses Buch auch zu lesen als eine Parabel auf die menschliche Bosheit und Dummheit, die die Ideale des Geistes und der Schönheit vernichten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.12.2016

Zeit, den ungarischen Autor Gergely Peterfy kennenzulernen, meint Franz Haas und empfiehlt einen opulenten und, wie er findet, erschreckend aktuellen Roman aus Peterfys Feder. Was der Autor hier unternimmt, ist für den Rezensenten nicht weniger als der Versuch einer großen österreichisch-ungarischen Parallelgeschichte um die Themen Rassismus und Gegenaufklärung. Die beiden historischen Figuren, um die herum Peterfy sein Tableau anlegt, der Wiener "Hofmohr" Angelo Soliman und der adelige Schriftsteller Ferenc Kazinczy, taugen als zeitweise geduldete Fremdkörper im österreichischen Adel prächtig dazu, findet der Rezensent. Brillant machen den Text für ihn die Fülle an historischen Details, die geschliffene Sprache sowie eine raffinierte Erzählkonstruktion. Der liebevolle Witz, mit dem Peterfy den österreichisch-ungarischen Bruderzwist zeichnet, hat den Rezensenten zusätzlich betört.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.12.2016

Selten hört man, dass eine Übersetzung ein Buch besser gemacht hat als es das Original ist, doch bei Gergely Péterfys Roman ist genau dies der Fall, weiß Rezensent Wilhelm Droste. Das Problem liegt in der allzu fahrlässigen Verwebung des Gestern und des Heute und einem zu hohen didaktischen Vermittlungsanspruch, lesen wir. Durch die Übersetzung György Budas in ein altmodischeres Deutsch wird die Geschichte wieder stärker in der Vergangenheit verhaftet, was die problematischen Züge des Romans abschwächt. Trotz dieser vergleichsweise kleinen Schwachpunkte wünscht Droste dem Buch denselben Erfolg, den es in Ungarn feiern durfte, denn "Der ausgestopfte Barbar" ist nicht nur voller wertvollem Wissen, sondern auch unterhaltsam, humorvoll, aber auch dramatisch, vor allem aber bringt es seinen Leser über zwei historische Figuren aus dem 18. Jahrhundert direkt hinein "in die aktuelle ungarische Krise", lobt der Rezensent.
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