Katharina Raabe (Hg.), Monika Sznajderman (Hg.)

Odessa Transfer

Nachrichten vom Schwarzen Meer
Cover: Odessa Transfer
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518421178
Kartoniert, 258 Seiten, 26,80 EUR

Klappentext

Mit einem Foto-Essay von Adrzej Kramarz. Wie Raumstationen an den äußersten Enden des Universums erschienen den alten Griechen ihre Küstenstädte am Schwarzen Meer. Über Tausende von Jahren verlief hier die Grenze zwischen Europa und Asien, fast ein halbes Jahrhundert die zwischen Ostblock und westlichem Bündnis. Die dünne Schicht organischen Lebens über einer gewaltigen toten Tiefe; zwei Strömungen, deren obere westwärts, deren untere ostwärts zieht - das geheimnisvolle Meer symbolisiert geradezu die Spannung, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. "Last & Lost", dem Atlas des verschwindenden Europas, folgt "Odessa Transfer", eine Fahrt an die Grenzen früherer Imperien, an Orte des Exils und der Zuflucht. Was entsteht hier, zwischen Constanza und Odessa, Jalta und Sotschi, Batumi und Istanbul, auf den Trümmern der ältesten und der jüngsten Geschichte? In Essays, literarischen Reportagen und Erzählungen wird die Schwarzmeerregion sichtbar - als ein Raum, dessen Zauber und Zerstörtheit die poetische Einbildungskraft herausfordert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2010

Ralph Dutli erliegt der Faszination des Schwarzen Meeres, das in diesem Sammelband mit Reportagen, Erinnerungen, Erzählungen und einer Fotoserie beschworen wird. Und es ist gerade die "kontrastreiche Vielfalt" und die "Multinationalität", die das von vielen Ländern mit wechselvoller Geschichte umgebene Binnenmeer ausmachen und die auch die Texte von Autoren wie Andrzej Kramarz, Emine Sevgi Özdamar, Sibylle Lewitscharoff oder Karl-Markus Gauß prägen, findet der gefesselte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.03.2010

Als faszinierendes Mosaik von Einsichten und Ansichten aus einer noch unbegradigten Welt empfand Ilma Rakusa diese Anthologie, die ihren Informationen zufolge Beiträge von dreizehn Autoren und dem polnischen Fotografen Andrzej Kramarz versammelt, dessen Schwarz-Weiß-Bilder für sie "von abgrundtiefer Melancholie" erfüllt sind. Die Texte der aus den Staaten der Schwarzmeerregion stammenden Autoren erzählen, wie die Kritikerin schreibt, von "Enttäuschung, Trauer, grimmiger Geschichte und verruchter Gegenwart". Insgesamt können ihr alle Beiträge beweisen, was für ein inspirierender Landstrich die Wasserhalbinsel des Schwarzen Meeres ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2009

Merkwürdig, abgelegen und als literarisch fruchtbar entpuppt sich das Schwarze Meer mit seinen Anrainerstaaten für Hans-Peter Kunisch in diesem Essay- und Prosaband, der vor zwei Monaten auf einer Tagung des Berliner Literarischen Colloquiums vorgestellt wurde. Denn ob es sich um fiktive Szenarien, Essays oder Reportagen handelt, die Beiträge eint Anschaulichkeit und literarische Qualität, lobt der Rezensent. Während Andrzej Stasiuk dem Schwarzen Meer das Meer-Sein schlicht abspricht, lernen die Georgier bei Zaal Andronikashvili, dass es schönere Orte auf der Welt gibt. Sibylle Lewitscharoff entwirft eine fiktive "Insel der Glücklichen" im Schwarzen Meer, Attila Bartis spürt den "nationalen Mythen" Rumäniens nach, fasst Kunisch eingenommen zusammen, der auch von den Fotos von Andrzej Kramarz offenbar sehr angetan ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2009

Nach dem Vorgängerbuch "Last and Lost" hält Judith Leister mit dem vorliegenden Sammelband zum Schwarzen Meer wieder ein Werk in Händen, das den "Kult der Peripherie" huldigt, wie sie feststellen muss. Der griechische Mythos von Jason, der zum Schwarzen Meer reist um das Goldene Vlies zu rauben und mit Medea zurückkehrt, gibt die Grundfarbe für nicht wenige der Texte vor, stellt die Rezensentin fest. Daneben spielt die vielfach düstere Geschichte und mit ihr die "verschütteten nationalen Traumata" in den Ländern um das Schwarze Meer eine prominente Rolle in diesem Sammelband, konstatiert sie weiter. Am "schönsten" fand Leister Mircea Cartarescus Erinnerung an das rumänische Constanta. Ein bisschen überrascht wirkt die Rezensentin darüber, dass nur wenige der Autoren das Thema des Bandes für einen rein fiktionalen Text aufgreifen, insgesamt aber scheint sie das Buch gern gelesen zu haben.