Khaled Khalifa

Keine Messer in den Küchen dieser Stadt

Roman
Cover: Keine Messer in den Küchen dieser Stadt
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498035822
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. In Khaled Khalifas Roman geht es um Syrien von den achtziger Jahren bis heute. Sein erster Roman "Der Tod ist ein mühseliges Geschäft" war ein Überraschungserfolg. Khalifa, der immer noch in Damaskus lebt, schreibt über Syrien von innen heraus, nicht aus dem Exil, wie die meisten seiner Schriftstellerkollegen. Eine Familie lebt auf dem Land. Doch als der Vater mit einer jüngeren Frau nach Amerika abhaut, zieht die Mutter mit den drei Kindern nach Aleppo zurück, wo sie groß geworden ist. Die einst blühende liberale Stadt hat sich durch das Assad-Regime verändert. Die Nachbarn singen jetzt seine Lieder, die Kolleginnen an der Schule, an der die Mutter als Lehrerin arbeitet, treten der Partei bei. Über Außenseiter werden Berichte verfasst. Misstrauen und Angst machen sich breit. Zu Hause versucht die Mutter, die Erinnerung an das alte Aleppo mit seiner Musik, Literatur, dem bunten Basar wachzuhalten. Doch die Wirklichkeit dringt immer tiefer in die häusliche Welt ein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.08.2020

Rezensent Stefan Michalzik sieht in dem syrischen Schriftsteller Khaled Khalifa einen großen Realisten. Dass Khalifa kein Pathos bemüht, nicht einmal ein tröstliches Ende nötig hat, wenn er von Menschen unter der syrischen Gewaltherrschaft erzählt, von einem Klima der Angst in den Straßen Aleppos, scheint Michalzik bemerkenswert. Wie der Autor das Geschwistertrio im Zentrum des Textes mit all seinen Widersprüchlichkeiten zeichnet, von Sex, Religiosität, ideologischen Verirrungen berichtet, das liest der Rezensent mit Vergnügen. Dazu trägt die knappe, nicht aber kühle Erzählweise ebenso bei wie die "hervorragende" Übersetzung von Hartmut Fähndrich, erklärt Michalzik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.07.2020

Für den Rezensenten Martin Ebel ist die Lektüre von Khaled Khalifas im Original bereits 2013 erschienenem Roman eine schmerzliche Erfahrung. Denn der Rezensent weiß, was auf die vom Autor beschriebene Zeit der Angst und der Paranoia unter dem Assad-Regime der 80er, 90er und frühen 2000er Jahren folgt: Krieg, Vertreibung, Flucht. Wie Khalifa das ihn nur zu bekannte System und seinen Terror darstellt, anhand sehr verschiedener Figuren einer Familie, achronologisch, sprunghaft und in vielen kleinen Episoden, gefällt Ebel allerdings gut.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.06.2020

Rezensentin Angela Schader lernt die Vorgeschichte des syrischen Bürgerkriegs kennen in diesem im Original bereits 2013 erschienenen Roman von Khaled Khalifa. Erzählt wird die Geschichte der Geschwister Saussan, Raschid und des namenlosen Ich-Erzählers, die, aufgewachsen unter dem Baath-Regime, vor allem "Scham und Hoffnungslosigkeit" erleben. Einmal mehr bewundert die Kritikerin Khalifas exakte Figurenzeichnung. Und wenn zwischen den mutigen Frauen und gebrochenen Männern auch mal ein nicht so überzeugende Figur auftritt, verzeiht Schader das angesichts des Facettenreichtums dieses Generationenporträts gern.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.05.2020

Rezensent Moritz Behrendt ist nicht überzeugt von den literarischen Künsten des syrischen Autors Khaled Khalifa. Weder die "verschlungene" Handlung noch die Entwicklung der Figuren scheint ihm gelungen. Als trauriges Dokument der Verhältnisse in Aleppo vor dem Krieg findet er das Buch aber dennoch aufschlussreich. Die Geschichte einer unglücklichen Familie über drei Generationen, offenbart Behrendt die "düstere Kraft" der Angst und die Sehnsüchte der Menschen im Angesicht eines autoritären Regimes.