Laszlo Darvasi

Die Legende von den Tränengauklern

Roman
Cover: Die Legende von den Tränengauklern
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518412848
Gebunden, 576 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Heinrich Eisterer. Der Roman spielt zur Zeit der türkischen Besetzung Ungarns im 16. und 17. Jahrhundert. Der Erzähler, unverkennbar mit den Tränengauklern im Bunde, heftet sich an die Fersen Franz Pillingers, eines Jungen mit struppigem Haar und schwermütigem Blick, der seine Eltern bei der Belagerung von Wardein verliert und sich den ungarischen Aufständischen anschließen wird. Die Welt, die ihn umgibt, reicht von Polen bis Siebenbürgen, von Belgrad bis Venedig, von Wien bis Szeged. Seine Geschichte ist eingewoben in einen poetischen Kosmos, in dem vom Märchenhaften und Unerhörten so lakonisch berichtet wird wie von den Wirren der Politik.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.04.2002

Unmöglich, diese verwickelte Inhaltsbeschreibung wiederzugeben, in der sich die Rezension von Jörg Plath beinahe verliert. Halten wir fest, es handelt sich um einen großartigen Roman. Er stammt aus Ungarn, wo ihn der Autor vermutlich unter dem Eindruck der Jugoslawien-Kriege 1999 niedergeschrieben hat. Darvasi führt jedoch ins 16./ 17. Jahrhundert zurück, als die Osmanen das Zentrum des Landes besetzt hielten. Ein historischer Roman, der jedoch "kein Schlachtengemälde" ist, wie Plath abwehrend behauptet. Ein historischer Roman also mit fantastischen Elementen, denn es fließt zwar jede Menge Blut die Donau hinunter, doch verfügt Darvasi über ein literarisches Heil- und Wundermittel: die Schar der Tränengaukler, die Plath modern als eine "multiethnische Eingreiftruppe" von Wanderschauspielern charakterisiert. Sie hält ihre schützende Hand über gewisse Personen des Romans, sie nimmt - und nun kommt Plath zu dem Parabelhaften der Geschichte - stellvertretend die Leiden einer jeden Generation auf sich. Das alles verschränkt islamische, christliche und talmudische Legenden, weiß Plath, und sei überaus verrückter und fantastischer als sich in einer Rezension darstellen lasse. In jedem Fall, so Plath, ein grandioses Leseerlebnis und großes Welttheater.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2001

Ein Buch der Fragen, das die Gewissheit des Ungewissen bestätigt. So charakterisiert Hansjörg Graf den erstmals 1999 veröffentlichten Roman von Laszlo Darvasi. Dass der Rezensent nicht verzweifelt angesichts eines Buches, das, wie er schreibt, außer einer Folie einer Erzählung (die Türkenkriege und der Freiheitskampf der Kurutzen) weder eine einzige Fabel noch eine Hauptperson zu bieten hat, liegt zum einen wohl daran, dass es der Autor so gut versteht, die "Quellgründe der Historie" auszuloten und somit die Möglichkeiten des Belletristen in seiner Eigenschaft als Historiograph nutzbar zu machen. Zum anderen haben der den Rezensenten an Brueghel, Rabelais und Grimmelshausen erinnernde "Grobianismus" des Autors, seine "Ästhetik des Hässlichen" sowie dessen poetisches Talent ihre Wirkung getan.