Alex Capus

Eine Frage der Zeit

Roman
Cover: Eine Frage der Zeit
Albrecht Knaus Verlag, München 2007
ISBN 9783813502725
Gebunden, 304 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Drei norddeutsche Werftarbeiter werden 1913 von Kaiser Wilhelm II. beauftragt, ein Dampfschiff in seine Einzelteile zu zerlegen und am Tanganikasee südlich des Kilimandscharo wieder zusammenzusetzen. Der Monarch will damit seine imperialen Ansprüche unterstreichen. Die drei Männer fahren nach Deutsch-Ostafrika mit der Aussicht auf guten Verdienst, lassen sich bezaubern von der exotischen Kulisse und der schönen Gouverneurin, geraten aber rasch in das gewalttätige Räderwerk des Kolonialismus, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2007

Durchaus zufrieden scheint Rezensentin Pia Reinacher mit Alex Capus' Roman über ein kurioses Kapitel deutscher Kolonialgeschichte. Sie schätzt den Roman als gelungene Verbindung von historischem Roman und Abenteuergeschichte. Ein wenig fühlt sie sich an Werner Herzogs Film "Fitzcarraldo" erinnert, ähnlich exzentrisch mutet sie auch der Stoff von Capus' Werk an. Dem Buch merkt man in ihren Augen die umfangreichen, minuziösen Recherchen an, die Capus angestellt hat. Die präzisen und detailgenauen Beobachtungen sind für sie dann auch die Stärke des Romans. Manchmal tut der Autor für ihren Geschmack in dieser Hinsicht aber zu viel des Guten. Sie hält Capus zudem vor, auch bei den Figuren ein wenig zu dick aufzutragen und sie, statt sie psychologisch auszuleuchten, mit extremen Eigenschaften auszustatten.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2007

In dieser Kritik von Michael Rutschky macht der Ton die Tendenz. Man wird süffisant nennen dürfen, wie der Rezensent die deutsch-ostafrikanische Kolonial-Handlung hier eher vor- als ausführt, die sich um den Ersten Weltkrieg, dabei aber vor allem, wofür der Roman sehr plädiere, um den Sieg des Pazifismus dreht. Es gibt drei deutsche Protagonisten, die Schiffsbaufachleute Anton Rüter, Hermann Wendt und Rudolf Tellmann und einen Briten namens Geoffrey Spicer Simpson, den Rutschky konsequent Tommy nennt, und zwar, weil in ihm, aber auch sonst, die Kolportageromanklischees bei Alex Capus seiner Meinung nach fröhliche Urstände feiern. "Mild" scheint Rutschky der Humor, wahlweise auch "schal". Mehr als eine pikiert-spöttische Kritik hat der Rezensent dem Roman offenkundig nicht abgewinnen können.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.10.2007

Nach anfänglichem Sträuben gegen ein wie sie zunächst fürchtete "reines Männerbuch" zeigt sich Beatrice Eichmann-Leutenegger hingerissen von diesem Roman, in dem drei Emsländer Schiffsleute Ende 1913 nach Deutsch-Ostafrika geschickt werden und dort unversehens in den Krieg der Kolonialmächte geraten. Zunächst einmal ist es ein großartiger Abenteuerroman, der sich vor allem den grotesken Ausformungen vermeintlicher kolonialer Übermacht verschrieben hat, so die Rezensentin amüsiert. Sie preist grandiose Figurenzeichnungen, wunderbare Dialoge, herrliche Landschaftsbeschreibungen und Sattelfestigkeit in Fachtermini, die der Autor in seinem von ironischem Ton beherrschten Roman beweist. Dennoch gehe das Buch über einen reinen Unterhaltungsroman hinaus, indem er den ernsten historischen Hintergrund mit verbürgten Details unterfüttert und immer wieder die Grausamkeit der Ereignisse einfließen lässt. Zum Schluss finden die sich bekämpfenden britischen und deutschen Truppen, die sich ohnehin statt ernstzunehmender Schlachten eher lächerliche "Scharmützel" geliefert haben, auch ein ziemlich unrühmliches Ende, stellt die Rezensentin fest, die von diesem spannenden Roman begeistert ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Wer hätte das gedacht, scheint Rezensent David Gels zu sagen. Wer hätte gedacht, dass sich so "pointiert und witzig" über gänzlich unheldenhafte Schiffsbauer in Deutsch-Ostafrika schreiben ließe. Und wer hätte gedacht, dass in dem von Alex Capus entfalteten "wilhelminisch geprägten Mikrokosmos" am Tanganikasee ein derartiges Entwicklungspotential steckt, dass das erzählerisch bloß angerissene Ereignis des Ersten Weltkrieges aus einem Werftarbeiter einen "Philosphen der Zeiten" macht. Wer immer diese "exakt komponierte" Prosa liest, wird das für möglich halten, zeigt die Begeisterung des Rezensenten.
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