Zhao Tingyang

Alles unter dem Himmel

Vergangenheit und Zukunft der Weltordnung
Cover: Alles unter dem Himmel
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518298824
Kartoniert, 266 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Michael Kahn-Ackermann. Zhao Tingyang gilt als einer der bedeutendsten chinesischen Philosophen der Gegenwart. Mit diesem Hauptwerk liegen nun seine Überlegungen zu einer neuen politischen Weltordnung erstmals in deutscher Übersetzung vor. Sie basieren auf dem alten chinesischen Prinzip des tianxia - der Inklusion aller unter einem Himmel. In Auseinandersetzung mit okzidentalen Theorien des Staates und des Friedens von Hobbes über Kant bis Habermas sowie unter Rückgriff auf die Geschichtswissenschaft, die Ökonomie und die Spieltheorie eröffnet uns Zhao einen Blick auf die Konzeption der Universalität.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.03.2020

Der Historiker Jürgen Osterhammel macht sich in seiner Rezension Gedanken über den Einflussbereich des chinesischen Philosophen Zhao Tingyang und stellt den Autor und sein "Wirkungsfeld" vor. Osterhammel betont, dass der Autor weder Regimesprachrohr noch Dissident ist, sondern dem intellektuellen Establishment angehört. Für das Buch ergibt sich daraus in den Augen des Rezensenten eine gewisse Transparenz, keine "krude China-First-Lehre", aber doch eine Verbindung zum "kanonischen Xi-Jinping-Denken". Wenn Tinyang der multiplen Weltkrise mit "post-imperialistischer" Politik zu Leibe rücken möchte, findet Osterhammel das so neu nicht, horcht aber auf, wenn der Autor mit der Untersuchung des antiken Tianxia-Systems eine Art "Wellness-Semantik" ins Spiel bringt. Wer die daraus entstehende neue Weltordnung dominieren soll, lässt der Autor laut Osterhammel auf durchaus für sich sprechende Weise offen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 21.03.2020

Rezensent Thomas Speckmann hätte sich vom Philosophen Zhao Tingyang mehr Sinn für die nicht linear verlaufende Geschichte gewünscht. Dass der Autor den Westen "eindimensional runterschreibt", wenn er die Globalisierung westlicher Prägung verdammt und dem "hegemonialen Narrativ Europas" vorwirft, Weltgeschichte schreiben zu wollen, gefällt Speckmann nur bedingt, auch wenn der Autor den Blick weitet für Eurozentrismus und die Chancen auf "neue Spielregeln". Wieso China diese bestimmen sollte, leuchtet dem Rezensenten nicht ein. Für ein besseres Verständnis Chinas, taugt die Lektüre aber dennoch, meint er.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2020

Originell ist die Idee nicht: Der Westen ist an allem schuld, behauptet Zhao Tingyang. Aber der chinesische Wissenschaftler stößt dennoch auf das Interesse des Rezensenten Thomas Assheuer. Denn Zhao lehrt an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und gilt als "der oberste Weise am kaiserlich-kommunistischen Hof". Alles alles Böse in der Welt, resümiert Assheuer also, wurde ausgelöst vom Christentum, dann von der Kolonisierung und von einem Universalismus, der nur Vorspiegelung sei, und "Menschenrechten", die nur der Ausbeutung fremder Reichtümer dienten - und so weiter. Wichtig ist, was Zhao dem entgegen setzt, so Assheuer, nämlich eine "eine politische Kosmologie, jene Tianxia (sprich: Tiänchia), die einst die Zhou-Dynastie (1046 bis 256 vor Christus) getragen hat". Ein Regime der Harmonie also, das das Kollektiv über den Einzelnen stellt. Assheuer mag sich da aber schon mal nicht einreihen. Allzu vage sind ihm Zhaos Vorstellungen vom "ewigen Frieden". Was macht Zhaos ominöses Reich der Harmonie, mit allen die ihm widerstreben? Nun, auch dafür findet Zhao wohl eine chinesische Lösung, vermutet Assheuer.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.01.2020

Rezensent Tobias Wenzel hält nicht viel von den Weltrettungsversuchen des Philosophen Zhao Tingyang. Dass Menschenrechte problematisch und die Menschen für Demokratie zu egoistisch seien, wie der Autor behauptet, kann Wenzel nicht unterschreiben. Für ihn klingt verschwörungstheoretisch und ernüchternd, was Zhao über eine neue Weltordnung schreibt. Den Verdacht, der Autor sei nur ein "linientreuer" Verfechter der Staatsdoktrin, wird Wenzel nicht los, auch, da Zhao die aktuelle chinesische Politik unkommentiert lässt.