Klaus Modick

Vierundzwanzig Türen

Roman
Cover: Vierundzwanzig Türen
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783821808390
Gebunden, 283 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Im Haus des Erzählers geht es in der Vorweihnachtszeit turbulent zu: Seine beiden Töchter kommen langsam in das Alter, in dem Weihnachtswünsche teuer werden und Familienrituale an Kraft verlieren. Doch der Adventskalender, den die Mutter von einem alten Mann geschenkt bekommt, fesselt die Aufmerksamkeit der ganzen Familie. Er erzählt auf vierundzwanzig Bildern eine faszinierende Geschichte aus der Nachkriegszeit: Drei Männer stehlen ein Worpsweder Gemälde, um damit den Kauf von Heizmaterial und Lebensmitteln zu finanzieren. Ein Schneesturm zwingt sie zur Einkehr in einem einsamen Gehöft, wo eine junge Frau in den Wehen liegt. Meisterlich kontrastiert Klaus Modick die satte Welt der Gegenwart mit einer ebenso behutsam wie anrührend erzählten Weihnachtsgeschichte, in der es um Liebe, Hoffnung und ein Verbrechen geht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.12.2000

Die "Geschichte läuft runter wie Weihnachtsbier", stellt Angelika Ohland fest - und wir wollen anstandshalber nicht fragen, was denn nun Weihnachtsbier sei? Bei dem Buch jedenfalls handelt es sich nach Ohland um einen richtigen Weihnachtsroman, der nach dem Prinzip eines Adventskalenders funktioniert: 24 Türchen sind zu öffnen, aus denen 24 Geschichten purzeln. Diese wiederum, so erläutert Ohland, splitten sich in zwei Haupterzählstränge auf: erzählt werde recht konventionell eine Geschichte in einer Geschichte, aber damit nicht genug, auf einer Subebene entstünde parallel eine Geschichte über die Bilder, die sich die Menschen von Weihnachten machten - anhand der Bilder jenes Adventskalenders, die unterschiedlichste Assoziationen auslösten. Unterbrochen werde der Erinnerungs- und Erzählfluss leider manchmal von "dozierenden Passagen" des Autors, schreibt Ohland, dem alles in allem jedoch eine recht muntere Weihnachtsgeschichte gelungen sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2000

Der Rezensent mit dem Kürzel "tokö" lobt dieses Buch als einen "klug konstruierten Roman", der außerordentlich viele Facetten aufweist. Dies liegt, wie der Rezensent erläutert, vor allem an der Verknüpfung zweier Geschichten, der des alten Mannes und der einer heutigen Familie, deren Schicksale sich "auf raffinierte Weise kreuzen". Wie dies genau vonstatten geht, will der Rezensent nicht verraten, doch scheint es recht spannend zu sein, wie die Familie versucht, den hintergründigen Sinn der Kalenderbilder zu entschlüsseln und wie sich nach und nach die Erlebnisse des alten Mannes während der Nachkriegsjahre zu einer zusammenhängenden Geschichte verdichten. Nicht zuletzt lobt "tokö", dass der Autor in diesem Roman auch über "Kindheit und Sprache, über Schreiben und Gedächtnisarbeit" nachdenkt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2000

Zwei Weihnachtsgeschichten, die ineinander verschränkt sind und beide von einem mysteriösen Adventskalender handeln, legt Modick hier laut Rezensent Sebastian Domsch vor. Seine Kritik fällt allerdings recht mau aus: Uninspiriert findet er die Rückblenden des Erzählers in seine Kindheit in den fünfziger Jahren, und auch das Geheimnis des Adventskalenders will sich ihm nicht recht erschließen. Eher will er dem Leser Modicks Roman "Das Grau der Karolinen" ans Herz legen. Auch hier gehe der Autor von einem Gegenstand aus, einem ganz in grau gemalten Gemälde, aber anders als in seinen Weihnachtsgeschichten gelinge es Modick hier, die Neugier der Leser zu gewinnen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2000

Ein großes Lob erfährt dieser "Weihnachtsroman" von Rezensent Jochen Hörisch; er findet dies schlichtweg Modicks "bestes" Buch, und qualifiziert, was er meint, mit dem Hinweis auf Erich Kästners "Fabian", der bis heute unterschätzt sei. Die durchaus "bündige" Geschichte, schreibt Hörisch, wird ins Rollen gebracht durch den selbstgemalten Adventskalender eines alten Mannes, durch den sich der Erinnerungsraum für ein Weihnachtsfest von 1946 eröffnet. Es geht um die Schwierigkeiten der Heimkehr nach dem Krieg, um Rache und Wiedergeburt in Gestalt der Geburt eines Kindes, der drei Männer durch Zufall beiwohnen. Wichtig ist dem Rezensenten, wie Modick drohenden Überdeterminierung immer wieder mit "Witz" und "befreiendem Lachen" entkommt. So gelingt es dem Schriftsteller, dem es durchaus um "Tiefsinn" zu tun ist, eine "trübe Pfütze nicht mit tiefen Wassern zu verwechseln" und unser aller Frage nach dem Dasein, so Hörisch, den "Witz" als Begleitung anzuempfehlen.
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