James Palmer

Der blutige weiße Baron

Die Geschichte eines Adeligen, der zum letzten Khan der Mongolei wurde
Cover: Der blutige weiße Baron
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821862347
Gebunden, 379 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nora Matocza und Gerhard Falkner. "Mein Name ist so sehr mit Hass und Angst verbunden, dass niemand beurteilen kann, was wahr und was falsch ist, was Geschichte und was Mythos." Baron von Ungern-Sternberg, 1921
Der Geschichte des 20. Jahrhunderts mangelt es nicht an furchtbaren Despoten. Einer der grausamsten von ihnen ist der 1885 in Graz in eine deutsch-estnische Familie geborene und heute fast vergessene Nicolai Robert Max Baron von Ungern-Sternberg. Dieser im damaligen Reval aufgewachsene Aristokrat, der Antisemitismus, fromm-fanatischen Buddhismus und einen hasserfüllten Antikommunismus in sich vereinte, sah sich als Krieger-König und Nachfahre eines Dschingis Khan.
Mit seiner Truppe aus Weißrussen, Sibiriern, Japanern und Mongolen eroberte er 1920 die Mongolei. Während einer 130-tägigen Herrschaft ordnete er an, Kommissare, Kommunisten und Juden zusammen mit ihren Familien zu vernichten. Sein grausamer Kreuzzug gegen den Bolschewismus im russischen Bürgerkrieg sollte den Traum eines frühen Fundamentalisten verwirklichen: ein Großreich, das sich von China bis zum Ural erstreckt.
James Palmer, Historiker und Journalist, hat Reisen durch die Mongolei, Russland und China unternommen und russische wie mongolische Berichte von Zeitgenossen ausgewertet, um dem unheimlichen Leben dieser zu Lebzeiten legendären Gestalt in einer weit ausholenden Biografie auf die Spur zu kommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2011

Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Baron Ungern-Sternberg hatte durchaus auch rationale Züge vorzuweisen. Fast scheint es, Felix Johannes Enzian würde aufatmen angesichts der Spuren von Realpolitik im brutalen Wahnsinn des Barons, den James Palmer, gestützt auf eher vage Quellen, in diesem Buch, wie Enzian schreibt, höchst farbig ausbreitet. Farbenfrohes Schlachten also. Seriös erscheint Enzian die erste Biografie über den blutigen weißen Kosaken-Baron aus Reval allemal. Den Autor schätzt er als Kenner Sibiriens, Chinas und der Mongolei, dem Wirkungskreis des Barons. So manche Legende kann ihm Palmer widerlegen beziehungsweise leider auch bestätigen. Das klingt dann ein wenig nach Karl May, aber mit soziokulturellen Einlassungen in die ethnischen Konflikte Ostasiens und die Kulte des mongolischen Buddhismus.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.12.2010

James Palmers Biografie des 1885 geborenen deutschbaltischen Freiherrn von Ungern-Sternberg, der der Mongolei eine brutale Terrorherrschaft aufzwang, bevor er von den Sowjets 1921 gefangen und hingerichtet wurde, hat Rezensent Thomas Medicus sehr beeindruckt. Die Lebensgeschichte des "blutigen weißen Barons" findet er höchst abenteuerlich, extrem und gewalttätig. Der Freiherr, fanatischer Antisemit, Rassist und Anhänger einer Sonderform des schamanistischen Buddhismus, erscheint ihm als bizarrer Charakter und als blutrünstiges Monster. Während seiner Terrorherrschaft ließ der Baron Menschen lebendig begraben, erdrosseln oder auch nackt auf zugefrorenen Seen aussetzen. Medicus attestiert dem Autor, die Herausforderung, ein solches Leben darzustellen, bravourös gemeistert zu haben, zumal die Rätselhaftigkeit dieses Lebens nicht aufgelöst wird. Sein Fazit: "ein großartiges, ein spannendes, ein beunruhigendes Buch".
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