Tobias Roth

Welt der Renaissance

Cover: Welt der Renaissance
Galiani Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783869712055
Gebunden, 640 Seiten, 89,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Das Buch der Bücher über Literatur, Gedankenwelt, Alltag und Geschichte der italienischen Renaissance. Nichts war undenkbar, alles erlaubt, alles wurde ausprobiert - die italienische Renaissance steht am Beginn des modernen Europa. Durch diese Kulturrevolution entstanden neue Haltungen zur Welt und zur Menschheit, die die westliche Kultur bis heute entscheidend prägen. In dem in jahrelanger Arbeit entstandenen Folioband "Welt der Renaissance" gelingt es Tobias Roth, ein großflächiges Epochenbild zu entwerfen, das die Fülle, Vitalität, Widersprüchlichkeit und Innovationskraft dieser Zeit zeigt: faszinierende Jahrhunderte des freien Denkens und des Aufbruchs, in denen Kunst und Kultur blühen und gedeihen wie nie zuvor und nie wieder danach.
Was sich in dieser Schatzkammer finden lässt, bringt einen wahrlich zum Staunen: Von den grandiosen Liebesgedichten Petrarcas bis zu erotischer Lyrik von Kardinälen und Staatsoberhäuptern, von Spekulationen über den Seeweg nach Osten zu Thesen über weiße Magie, die Würde des Menschen und Überlegungen zur Gleichwertigkeit von Mann und Frau. Auch Betrachtungen über das Alltagsleben eines Kaufmanns, die Heiratspläne einer Mutter, ein Festmahl zur Inauguration eines Papstes oder die Verbrennung Savonarolas sind im Band enthalten. Überraschungen finden sich zuhauf, darunter Fabeln Leonardo da Vincis, obszöne Briefe Machiavellis, eine Satire Ariosts, die ersten Ideen zum Denkmalschutz von Baldassarre Castiglione und Raffael. Dichterinnen wie Veronica Gambara und Vittoria Colonna haben ihren Auftritt genauso wie der homosexuelle Lyriker Benedetto Varchi oder Autoren wie Pietro Aretino, bei denen Schreiben zur Waffe wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.12.2020

Rezensent Bernd Roeck schwelgt mit Wonne in diesem Prachtband von Tobias Roth. Dass der Lyriker und Essayist vor allem die Schriften, Gedichte und Essays der Renaissance würdigt, ist für den Kritiker eine besondere Freude. So betrachtet er hier ornament-verzierte Handschriften, der Naturgeschichte des Plinius etwa oder der Biografien Plutarchs, bewundert Hanne Mandiks hinreißende Gestaltung des Bandes, die laut Rezensent den Gestaltungen der Renaissance in nichts nachsteht und genießt Abbildungen von Holzschnitten und Druckkunstwerken. Roeck flaniert hier an der Seite von Leonardo, Michelangelo oder Cellini durch Italien, amüsiert sich über die Geschichten des Boccaccio und staunt einmal mehr über die mitunter pornografische Derbheit der Epoche. Auch wenn der Kritiker vielleicht eine andere Textauswahl getroffen hätte, ist er mit diesem "sinnlichen" prallen Werk rundum glücklich.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.11.2020

Vollkommen hingerissen schwärmt Rezensent Alexander Cammann von diesem Buch, nennt es das "schönste und lehrreichste Buch des Jahres", dem er ein großes Lesepublikum wünscht. Aufgefallen ist ihm, wie sehr die Nachwelt von der Bildhauerei und Malerei der italienischen Renaissance hingerissen ist, wie wenig aber ihre literarischen Werke in Erinnerung blieben. Umso mehr lobt er den Herausgeber, dem unendlich viele literarische Funde - in allen Genres - in diesem Prachtband zu verdanken seien, nicht selten von ihm übersetzt. Gelobt werden hier auch drei Frauen, die für die Gestaltung des Buches zuständig waren. Und weil das so selten ist, seien sie auch hier genannt: Hanne Mandik, Manja Hellpap und Lisa Neuhalfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.11.2020

Rezensent Arno Widmann schwelgt in den Kostbarkeiten, die dieser Prachtband des Dichters, Renaissance-Experten und Verlegers Tobias Roth versammelt: Texte von 63 AutorInnen von Francesco Petrarca bis Torquato Tasso über die Pest, den Streit der Geschlechter oder die Ruinen Roms. Alles wunderbar bebildert, hervorragend eingeführt und erläutert, freut sich Widmann, eine wahre Schatztruhe. Mit gleicher Verve führt der Rezensent allerdings auch all jene AutorInnen und Themen auf, die hier nicht behandelt werden: Die Wissenschaften, Frauen, der Rassismus der spanischen Reconquista, jüdische Kultur. Widmann erkennt auf einen leichten Etikettenschwindel: Tatsächlich sei dies kein Buch über die Renaissance, sondern eine "Anthologie humanistischer Dichtung".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.10.2020

Der hier rezensierende Romanist Andreas Kablitz empfiehlt den Abschied vom Begriff der Renaissance, verstanden als Wiedergeburt des Menschen. Dass Tobias Roth in diesem "naiven" Begriffverständnis waltet, scheint ihm kritikwürdig und verstellt seiner Meinung nach wesentliche Einsichten in die Verlaufslogik europäischer Geschichte. Allerdings räumt der Rezensent auch ein, dass es dem Autor mitnichten um eine große historische Synthese zu tun ist. Vielmehr biete der Band exemplarische Texte der Renaissance von Boccaccio bis Sanuto, versehen mit Einleitung und Biografieabriss, die dem Laien einen ersten Überblick verschaffen, so Kablitz.
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