Uta Ruge

Bauern, Land

Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang
Cover: Bauern, Land
Antje Kunstmann Verlag, München 2020
ISBN 9783956143878
Gebunden, 480 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Ein Dorf im Moor in den fünfziger Jahren, ein Bauernhof heute - und wie das Weltgeschehen das Leben der Menschen auf dem Land veränderte. Davon erzählt Uta Ruge am Beispiel ihres Dorfes und ihres Bruders. Sie verwebt dabei die Erinnerung an das Leben auf dem Lande in den 50er Jahren mit der genauen Beobachtung der Veränderungen in der Landwirtschaft heute, mit der Chronik des Dorfes im Landkreis Cuxhaven, den welthistorischen Zusammenhängen und der Kulturgeschichte, die das Leben der Bauern geprägt haben und prägen. Sie erzählt von harter Arbeit und Abhängigkeit, von der Besiedelung des Moors, von Entwässerung und den Zumutungen der Obrigkeit und der Bürokratie, von Armut und Auswanderung. Aber auch davon, wie man sich gegenseitig unterstützt und hilft und zusammen feiert, von dem Eifer der kleinen Kinder, die den Eltern zur Hand gehen und lernen, dass gegen Arbeit nichts hilft, außer sie zu tun.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.02.2021

Rezensentin Sabine Seifert macht sich Gedanken über die Beziehung zwischen Stadt und Land mit Ute Ruges Sachbuch, dessen Mix aus Archivdokumenten, Zeitzeugenberichten und autobiografischen Momenten sie spannend und aufschlussreich findet. Wie Ruge ihrer eigenen bäuerlichen Herkunft aus einem niederelbischen Dorf nachspürt, Bauernkriege, politische Reformen und die Darstellung des Landlebens in der Kunst erkundet, heutige Agrarpolitik untersucht, scheint Seifert wertvoll, gerade weil die Autorin die Widersprüche der Agrarpolitik nicht künstlich aufzulösen versucht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.11.2020

Rezensentin Elisabeth von Thadden liest dieses Buch mit viel Emphase und Empathie als einen "Appell an die Mehrheit  der Gesellschaft". Die Bauern sind heute eine winzige Minderheit, aber sie sind doch diejenige winzige Mehrheit, ohne die es kein Ei auf dem Frühstückstisch gäbe. Das Bild der Bauern ist von wuchernden Diskursen überlagert, konstatiert die Rezensentin, die hier der Argumentation der Autorin folgt. Bauern fühlten sich heute missverstanden, ja desavouiert, auch von dem Bild, das die Medien unablässig über sie wiederholen. Die Mühe und die Tragik des bäurischen Lebens sei der Bevölkerung überhaupt nicht bewusst. Mit Ruge denkt die Rezensentin am Ende ihrer Kritik darüber nach, wie Politik und Gesellschaft eine für alle sinnvollere Landwirtschaft organisieren könnten, ob bio oder nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.09.2020

Burkhard Müller findet Uta Ruges Buch klar, weil uneindeutig. Dass die Autorin über Kindheit und Jugend auf einem Moor-Bauernhof in Hadeln eben nicht als Bäuerin, sondern als Landflüchtige erzählt, scheint ihm von Vorteil. Anregend und erfrischend findet er gerade Ruges widersprüchlichen Blick auf die alte und die neue Zeit, auf Plumpsklos und Kunstdünger. Über Ruges Verhältnis zu dem weiterhin als Bauer lebenden Bruder hätte Müller gern mehr erfahren. Der historische Teil des Buches, mit dem die Autorin den Bogen vom Persönlichen zum großen Ganzen zu schlagen versucht und der um die Stellung des Bauern und die Kolonisierung der niedersächsischen Moore kreist, scheint Müller trotz einiger Sachfehler aufschlussreich.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2020

Rezensentin Sonja Asal erhält eine, wie sie findet, glänzende Chronik des Landlebens von der Autorin und Journalistin Uta Ruge. In drei Ebenen durchleuchtet Ruge Landwirtschaft und bäuerliches Leben, erzählt vom Aufwachsen in einem Dorf in der Nähe von Cuxhaven ebenso wie von der aktuellen Situation auf dem Hof ihrer Eltern, den ihr Bruder heute bewirtschaftet. Mehr noch: Fakten-, detail- und kenntnisreich durchpflügt die Autorin die Geschichte der Landwirtschaft von "Babylon bis Brüssel", klärt zugleich über Bodenarten und Anbautechniken auf und wirft nicht zuletzt einen Blick auf die Kluft zwischen urbanen Vorstellungen vom Landleben und der Realität, lobt die Kritikerin - und gibt eine klare Leseempfehlung.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.09.2020

Rezensentin Andrea Seibel lässt sich von Uta Ruge in eine bäuerliche Kindheit im norddeutsch-niedersächsischen Moorland während der Fünfziger und Sechziger entführen. So persönlich und verklärend der Text mitunter sei, so aufschlussreich findet Seibel Ruges Reflexionen über ein Dorf im Wandel der Zeit, die die Autorin mit einem Blick auf die Entwicklung der Agrarindustrie vom Mittelalter bis heute verbindet, von der "Moorkolonisierung" über die agrarische Revolution bis zum Bauernsterben. Für Seibel ein dichtes, kluges und empathisches Buch über eine für uns alle lebensnotwendige Daseinsform.