Alex Ross

Die Welt nach Wagner

Ein deutscher Künstler und sein Einfluss auf die Moderne
Cover: Die Welt nach Wagner
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498001858
Gebunden, 912 Seiten, 40,00 EUR

Klappentext

Beginnend mit dem Tod Wagners erzählt Alex Ross, was für uns zur Gegenwart geworden ist: Wir leben und sehen die Welt seit Wagner mit seinen Augen, seine Themen und Szenen prägen auch heute noch unser gesellschaftliches Bühnenbild. Wagner ist für Ross ein deutsches Drama, das sich aus der Wirklichkeit, aber auch aus dem Wahn speist. Sein Buch ist eine eindrucksvolle Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, durchzogen von dem Erbe Richard Wagners - der widersprüchlich war, ungreifbar, vielleicht sogar unvollendet. Nur so ist auch seine Musik und sein Nachleben in Deutschland zu verstehen: Wir sind noch immer Wagner.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.02.2021

Rezensent Christian Wildhagen nimmt sich eine ganze Seite, um Alex Ross' monumentales Wagner-Buch zu würdigen. Auf tausend Seiten rekonstruiert der Musikkritiker des New Yorkers darin die Wagner-Rezeption und natürlich auch die Debatte um die alte Frage, wie viel Hitler in Wagner steckt. Wildhagen hat jede einzelne Seite davon genossen, wie er versichert. Ross spreche vom "backshadowing", also von der nachträglichen Projektion, ohne die tatsächlichen Schattenseiten des Komponisten kleinzureden, betont Wildhagen. Natürlich zeige Ross in seiner Beschäftigung mit Wagner auch etwas Obsessives, räumt der Kritiker ein, aber wie Ross die "Verzauberung durch Wagner" durch die Jahrhunderte spürbar macht, dabei immer auch den Theoretiker und antisemitischen Eiferer mitbedenkt, das versetzt Wildhagen nach eigenen Worten in einen ähnlichen Rauschzustand wie eine gute Tristan-Inszenierung.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.01.2021

Manuel Brug ist enttäuscht von der dicken Wagner-Biografie des "New Yorker"-Journalisten Alex Ross. Alles drin, alles bekannt, urteilt der Rezensent. Was ihm fehlt: Originalität, ein persönlicher Ansatz, etwas, das über bekannte Anekdoten und Wagneriana hinausgeht. Stattdessen muss sich Brug durch seitenlange Ausführungen über die Wagner-Euphorie der Autorin Willa Cather quälen! Wagners Einfluss auf den Gegenwarts-Pop? Darüber hätte Brug gern mehr gelesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2021

Rezensent Stephan Speicher untersucht mit Alex Ross Wagners Einfluss auf die Moderne und wird fündig. So kann der laut Rezensent mit klarem Verstand und Freude am Fleiß wie am Thema gesegnete Autor nachweisen, dass Wagner sogar am Boardwalk von Coney Island gern gespielt wurde. Leider macht diese Wirkungsgeschichte um die Neue Wiener Schule einen Bogen, stellt Speicher fest, dafür lernt er, dass Wagner wohl eher selten in den KZs zum Besten gegeben wurde, für Theodor Herzl aber ein Vademekum in der Krise war. Dass Ross' Kulturgeschichte auch Wagner im Jazz nachweist, findet Speicher toll.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.01.2021

Rezensent Helmut Mauró ist nicht ganz einverstanden mit der Wagner-Deutung des New Yorker-Kritikers Alex Ross. Dass Ross ein Buch über Wagner schreibt, ohne die Musik zu behandeln, kommt ihm komisch vor. Fragwürdig erscheint ihm die Verschmelzung von Mensch und Monster Wagner zu einem Phänomen von globaler Wirkung - dem Wagnerismus, den Ross mit Bezügen zur Literatur, Architektur und zur nationalsozialistischen Politik illustriert. So schön gefällig der Ton, so falsch die Gleichsetzung von Wagner und NS-Ideologie, kritisiert Mauró. Als immer wieder klarsichtiger "Aufriss" der Wirkungsgeschichte Wagners taugt der Band laut Rezensent aber schon.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.11.2020

Begeistert aber auch leichthin durchpflügt Rezensent Wolfram Goertz diese 900 Seiten, auf denen es um Wagner und den gesamten Rest der Welt zu gehen scheint. Ross weiß vieles, auch Anekdotisches: drei Waggons mit Kränzen kehrten nach Wagners Tod in Venedig nach Bayreuth heim. Drei Waggons voller Fundstücke präsentiere hier der Musikkritiker des New Yorker. Bestens lesbar, so Goertz. Und überdies, was selten ist bei dieser Art von Büchern, musikalisch überaus versiert, denn Ross ist gelernter Komponist, lesen wir. Er weiß, was ein Leitmotiv ist, und er erkennt es auch wieder, wenn es in abgewandelter Form in "Siegfried" neu ertönt, versichert Goertz. Klar geht es auch um Hitler, um Antisemitismus, um Größenwahn. Aber Goertz schreibt so schwungvoll, dass man annimmt, dass auch Ross vor allem von Liebe und Bewunderung zu diesem großen Komponisten und Visionär getragen ist.