Annet Mooij

Das Jahrhundert der Gisèle

Mythos und Wirklichkeit einer Künstlerin
Cover: Das Jahrhundert der Gisèle
Wallstein Verlag, Göttingen 2021
ISBN 9783835339576
Gebunden, 470 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Gerd Busse. Gisèle van Waterschoot van der Gracht (1912-2013), Tochter einer österreichischen Baronesse und eines Amsterdamer Patriziers, verbrachte ihre Schulzeit in katholischen Internaten in den USA und ihre Ferien auf einem Schloss in Österreich. Diese Jugend bildete nicht nur das Sprungbrett für eine vielseitige künstlerische Laufbahn, sondern auch für ein Leben voller ungewöhnlicher Freundschaften, etwa zu Max Beckmann oder Aldous Huxley. Sie heiratete den ehemaligen Amsterdamer Bürgermeister Arnold d`Ailly und fühlte sich magisch angezogen von dem mysteriösen deutschen Dichter und Stefan-George-Jünger Wolfgang Frommel, der einen Kreis junger "Freunde" um sich scharte, dem Gisèle während der deutschen Besatzung in ihrer Wohnung in der Herengracht 401in Amsterdam Schutz bot. Nach dem Krieg entstand daraus das "Castrum Peregrini", ein exklusives, geheimnisumwobenes Verlagshaus und zugleich eine Lebensgemeinschaft. Gisèle präsentierte ihr Leben gern als eine Art Märchen, doch wie sah die Wirklichkeit hinter der Fassade aus? Und in welchem Verhältnis stand diese unkonventionelle Malerin zu der frauenfeindlichen Gemeinschaft, die das Castrum Peregrini seinerzeit war?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2021

Rezensent Wolfgang Matz hält die Zeit für überreif für Annet Mooijs Biografie der doppelgesichtigen Malerin Gisèle d'Ailly van Waterschoot van der Gracht. Nicht zuletzt gelingt der Autorin damit die wichtige Ergänzung von Ulrich Raulffs Buch über den George-Kreis, meint Matz. Indem Mooij Giseles Verstrickung in den Männerbund Castrum Peregrini untersucht, gelingt laut Matz unter anderem die Überführung von Giseles Schützling Wolfgang Frommel als Betrüger, der seine Schüler auch sexuell unterwarf. Gisele selbst, die den Bund zwar aushielt, aber als Frau selbst ausgeschlossen blieb, so erklärt, Matz, erscheine bei Mooij als schillernde, mutige Gestalt, die in ihrer Amsterdamer Wohnung nicht nur Frommel und seinem Kreis, sondern auch verfolgten Juden Unterschlupf gewährte. Eine Ideologie- und Sektengeschichte und ein veritabler Krimi, findet der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.01.2021

Swantje Karich gibt die Lebensgeschichte der Künstlerin Gisele van Waterschoot van der Gracht wieder, wie sie Annett Moojis Buch erzählt. Als "Enthüllungsbuch" taugt der Band ihr eher denn als Künstlerinnenbiografie. Enthüllt wird laut Karich die Beziehung Giseles zu Wolfgang Frommel und seinem Männerbund "Castrum Peregrini" und dass Frommel sich möglicherweise des sexuellen Missbrauchs an seinen jungen Eleven schuldig gemacht hat. Dass Mooji nicht anklagt, sondern der Leserin Raum zur eigenen Imagination gibt, rechnet Karich der Autorin hoch an. Sichtbar wird laut Rezensentin das Leben einer Frau inmitten eines "Männersystems" und wie diese Frau am Ende kapituliert und sich unterordnet.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.01.2021

Rezensent Paul Stoop liest Annet Mooijs Biografie der österreichisch-niederländischen Künstlerin Gisèle van Waterschoot van der Gracht mit Interesse. Genau recherchiert, chronologisch, aber mit Analysen der widersprüchlichen Persönlichkeit der Künstlerin durchsetzt, ermöglicht das Buch laut Stoop auch neue Einblicke in den männerbündischen Literaturkreis "Castrum Peregrini" von Gisèles Partner Wolfgang Frommel. Die vielen Abbildungen im Band lassen Stoop ermessen, wie talentiert die Künstlerin war. Ihre Geschichte lässt Stoop auch das Amsterdam unter deutscher Besatzung als kulturelle Insel betrachten.