Chiara Frugoni

Das Mittelalter auf der Nase

Brillen, Bücher, Bankgeschäfte und andere Erfindungen des Mittelalters
Cover: Das Mittelalter auf der Nase
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406509117
Gebunden, 200 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Verena Listl. Mit 100 Abbildungen. Was verdanken wir dem Mittelalter? Zum Beispiel die Brille, das Papier, die Universität, die Tonleiter und das Leihhaus. Das Mittelalter hat uns mit Knöpfen, Hosen und auch mit Unterhosen versehen, mit Spielkarten, Tarock und Schach; es hat mit der Erfindung des Karnevals für unsere Unterhaltung gesorgt, mit Betäubungsmitteln den Schmerz gelindert. Im Haus hat das Mittelalter das Fensterglas, den Kamin und die Katze gebracht; es hat die Nudel erfunden und die Gabel gleich mit dazu. Das Mehl für den Teig wurde von Wasser- und Windmühlen gemahlen, die im Mittelalter den großen Aufschwung erlebten, denn man lernte, die Wasserkraft zu nutzen. Das Mittelalter erfand die Schubkarre und die Wagenachse, den Kompass und die Räderuhr, die wiederum den Zeitbegriff veränderte und das Stundenzählen erst ermöglichte. Aber auch das Jenseits wurde revolutioniert durch die Entdeckung des Fegefeuers, von dessen Existenz man bis dahin nicht wusste und das den armen Seelen ein Zwischenreich bot, das vor der ewigen Verdammnis bewahren konnte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2004

Hätte die Mediävistin Chiara Frugoni eine umfassende, historisch genaue Darstellung mittelalterlicher Neuerungen schreiben wollen, wäre das Werk um einiges dicker geworden, glaubt Christian Jostmann. Sie hat dem aber "ein sehr persönliches, munter erzählendes Buch" vorgezogen, das kaleidoskopartig "eher zufällig als systematisch" von Erfindungen wie die der Brille, der Räderuhr oder des Knopfes erzählt. Dank ihrem offenen Begriffsverständnis gehören auch die Erfindung der Universität und des Fegefeuers in diese "Hommage an das Mittelalter". Unser Rezensent findet es daher auch plausibel, dass einige Neuerungen wie das Sonett oder die Dreifelderwirtschaft, "die wichtigste Erfindung des Mittelalters überhaupt", nicht erwähnt werden. Sonst eher mit kruden, düsteren Vorstellungen verbunden, geht es hier um die "lichten Momente" des Mittelalters, "in denen so manches erfunden wurde, ohne dass unsere Welt nicht dieselbe wäre".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2003

Nach einem weit verbreiteten Vorurteil gilt das Mittelalter als finstere und rückständige Epoche. In ihrem Buch "Das Mittelalter auf der Nase" weist Chiara Frugoni, Professorin für Mittelalterliche Geschichte, dagegen nach, wie fortschrittlich und erfinderisch das Mittelalter in Wirklichkeit war. Ob Brille, Knopf, Papier, ob Wasserzeichen, Tonleiter, Leihhaus, ob Spielkarten, Karneval, Betäubungsmittel, Fensterglas, ob Nudel, Windmühle, Universität -: kaum eine Erfindung, von der wir Heutigen noch immer täglich profitieren, die sich nicht auf das Mittelalter zurückführen ließe, erklärt der mit dem Kürzel "rox." zeichnende Rezensent. Er bescheinigt der Autorin, trotz der Vielzahl an Quellen, aus denen sie schöpft, ihren "Stoff" attraktiv aufbereitet zu haben. Dementsprechend liest sich das Buch "geradezu spannend", freut sich der Rezensent. Ein Extra-Lob zollt er dem Verlag für die zahlreichen Illustrationen, die den Band schmücken.