Olivier Adam

Leichtgewicht

Roman
Cover: Leichtgewicht
SchirmerGraf Verlag, München 2005
ISBN 9783865550224
Gebunden, 176 Seiten, 18,80 EUR

Klappentext

Das heutige Begräbnis war ein kleiner Junge, und das war unerträglich, ich habe mir in die Wangen gebissen bis es weh tat. Ich konnte meinen Blick nicht von seiner kleinen Schwester abwenden, sie war so blaß. Antoine jobbt bei einem Beerdigungsunternehmen: nicht gerade der ideale Job für jemanden, den die Trauer über den Verlust der eigenen Familie auffrißt. Abends steigt er in den Boxring, um sich für das nächste Match vorzubereiten, denn Chef, sein Trainer, ist der einzige, dem er noch etwas beweisen will. Bei jedem Schlag gegen den Sandsack sind sie wieder da, die Bilder von dem Haus im Süden, von den Steinen, der Sonne, den Platanen, dort, wo Antoine aufgewachsen ist, wo er mit seiner Schwester Claire Verstecken spielte, wo der Vater neapolitanische Lieder sang, wenn er von der Schicht nach Hause kam. Doch nun: Erde schaufeln, Tränen schlucken, Bier trinken, viel Bier, das Neonlicht glänzt in den Pfützen der Pariser Vorstadt, und Claire heiratet einen Mann, der so verdammt nett und anständig ist...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.03.2006

Olivier Adam ist konstant gut, stellt Niklas Bender zu seinem Entzücken fest. Wie schon in der Nouvellensammlung "Am Erde des Winters" schaffe es Adam auch in dieser Geschichte eines Boxers wieder, mit "ein, zwei Pinselstrichen" eine "dichte Atmosphäre" zu erzeugen, die der Rezensent als "frostig-ruppig" charakterisiert. Der Ich-Erzähler ist Boxer und Totengräber, er trinkt und gerät in eine Schlägerei, fängt sich wieder, um schließlich zu scheitern. Einige Figuren sind schon in anderen Texten aufgetreten, informiert Bender, der Adams Erzählwerk deshalb eine "erstaunlichen Kohärenz" bescheinigt. Und obwohl der Autor sich hier mit den Tiefschlägen des Lebens beschäftigt, wirke der Text "anmutig", was auf die "präzise, filigrane Konstruktion" zurückgeführt wird.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.11.2005

Gemischte Gefühle: Katharina Wulffius ist durchaus bewegt von den Kontrasten, mit denen Olivier Adam in seinem - inzwischen schon verfilmten, in Frankreich preisgekrönten - Roman "Leichtgewicht" arbeitet. Da ist einerseits die Vergangenheit einer glücklichen Kindheit, südliche Sonne und eine jüngere Schwester, mit der der Held, Antoine, offenbar Erfahrungen allerzartester Erotik gemacht hat - doch wird dieser Aspekt der Geschwisterlichkeit mit einer Dezenz behandelt, so Wulffius' leise Klage, dass sich letzte Gewissheit nicht einstellt. Dem steht gegenüber die Tristesse des heutigen Lebens in Paris, Regenpfützen, Pastis schon am Morgen und Leberhaken in einem Boxgym am Abend, dazu noch der Job eines Bestatters. Dunkler geht's also kaum mehr. Wie Wulffius es fasst: "In diesem Roman hört es nie auf zu regnen." Am Ende aber ist die Rezensentin doch enttäuscht. Die Puzzleteile fügen sich nicht zu einem überzeugenden, stimmigen Gesamtbild, der Clou bleibt aus, und selbst die Formulierungen, die die "Wucht eines Uppercut" anstreben, gehen gelegentlich ins Leere. Was als Trost bleibt? Dass Antoine ausbricht und an der Mittelmeerküste eine Frau findet wie Claire, seine geliebte Schwester.
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