Aleida Assmann

Ist die Zeit aus den Fugen

Aufstieg und Fall des Zeitregimes der Moderne
Cover: Ist die Zeit aus den Fugen
Carl Hanser Verlag, München 2013
ISBN 9783446243422
Gebunden, 336 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Wie einst für Hamlet ist heute die Ordnung der Zeit aus den Fugen geraten. Die Zukunft hält nicht mehr, was sie einmal verspochen hatte, die Gegenwart ist unübersichtlich geworden und die Vergangenheit gibt keine Ruhe und kehrt in vielfältigen Gestalten zurück. Der Grund für dieses temporale Chaos ist der Niedergang des modernen Zeitregimes, das uns bis vor kurzem auf die Zukunft ausgerichtet hatte und die Vergangenheit vergessen ließ. Aleida Assmann blickt zurück auf diese Zeitordnung der Moderne und beschreibt ihre Orientierungskraft an Beispielen aus der Geschichte und der Literatur. Sie fragt nach den Gründen für die Krise des modernen Zeitregimes und zeigt, welche Erfahrungen zu seinem Niedergang geführt haben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.06.2014

Von Aleida Assmann lässt sich Lea Haller die "Kontinentalverschiebung" unserer Zeitordnung, der Vergangenheit vor allem, erläutern. Wie kam es zur Auflösung der linearen Zeitachse? Niedergang des Sozialvertrags, Ölkrise usw. - Haller erkennt rasch, dass es der Autorin um die Gründe nicht sehr zu tun ist, sondern Assmann schaut, was Historiker und Philosophen dazu zu sagen haben. Nach einer laut Haller von Redundanzen nicht freien Darstellung des modernen Zeitregimes mit Reinhart Koselleck als Paten, lässt die Autorin, so Haller weiter, Kulturpessimisten wie Gumbrecht oder Hartog zu Wort kommen, um schließlich zu verkünden, der Fall des modernen Zeitregimes sei eigentlich nicht bedauernswert, sondern eine Erlösung. Wie die dahinter stehende Neuordnung aussieht und was genau sie bewirkt, hätte Assmann nach Ansicht der Rezensentin allerdings gern genauer in den Blick nehmen können.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.03.2014

Oft genug wurde beklagt, dass uns die Zukunft abhanden gekommen ist, dass Vergangenheit uns nicht los lässt und die Gegenwart sich in ein Meer aus Daten und Problemen ergießt. Daher findet es der hier rezensierende Germanist Steffen Martus richtig toll, dass Aleida Assmann dem Ende des alten "Zeitregimes" auch etwas Positives abgewinnen kann. In ihrem Buch "Ist die Zeit aus den Fugen" beschwört sie die Chancen einer Geschichte, die nicht nur von den Historikern verwaltet und in den Archiven verstaubt, sondern revitalisiert und in ihrer Vielfalt und Lebendigkeit angenommen wird. Schade findet er daher - neben einigen repetitiven Passagen -, dass Assmann am Ende doch am Singular des einen Zeitregimes festhält, statt auch hier die Vielfalt zu denken. Auf Martus wirkt das wie ein Halt auf halber Strecke.