Andrea Hanna Hünniger

Das Paradies

Meine Jugend nach der Mauer
Cover: Das Paradies
Tropen Verlag, Stuttgart 2011
ISBN 9783608503050
Gebunden, 220 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Die 90er Jahre in Ostdeutschland: neue Supermärkte, rote Mountainbikes, schweigende Eltern. Wie nebenbei ist für die damals fünfjährige Autorin die Mauer gefallen. Der Vater bekommt eine Hirnhautentzündung, die Mutter eine Umschulung. "DDR? Was ist das?" fragt die Autorin ihre Eltern, die stumm werden wie die Fische im Aquarium. Was sollen die großen Supermärkte, wenn die Eltern einem nie Süßigkeiten kaufen? Was immer der Sozialismus war, da schwingt etwas von Zahnarzt mit. Während die Eltern sich hinter den Plattenbaumauern verschanzen, erziehen die Kinder sich selbst zwischen der Kleingartensiedlung, die alle das "Paradies" nennen und den Probierständen im Supermarkt, wo es den Helmut-Kohl-Gedenkkuchen gibt, den man mit der Verpackung essen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.11.2011

Die Journalistin Andrea Hanna Hünninger erzählt in diesem Buch von ihrem Aufwachsen in der Trümmern der DDR. Sie ist 1984 geboren und kennt die DDR nur aus den Erzählungen ihrer einst systemtreuen Eltern, die nun ihr Leben in ABM-Maßnahmen und vor dem Fernseher fristen. Laut Rezensent Christoph Schröder erzählt Hünniger ihre Geschichte in unterschiedlichsten Stillagen, mal popjournalistisch, mal reflektiert distanziert, mal im Kinderton und entgeht so seiner Meinung nach der Gefahr, in das "unechte Sprechen" zu geraten, zu dem Generationengeschichten so oft verleiten. Anderen Gefahren entgeht Hünninger offenbar nicht immer. So stört er sich an einigen Redundanzen, einer "trotzigen Attitüde der Coolness" und auch die Art, wie sie den Vater ihren Pointen ausliefere.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.11.2011

Andrea Hanna Hünnigers Buch über ihr Aufwachsen in der Nachwendezeit in einem ostdeutschen Plattenbau hat Jörg Magenau zwar nicht unbedingt grundlegend Neues erzählt. Gefesselt hat ihn aber vor allem die "paradoxe Haltung", die er aus den Erinnerungen herausgelesen hat, nämlich zugleich nichts von der DDR-Geschichte wissen zu wollen und dennoch von ihr geprägt worden zu sein. Wenn die Autorin ins Erzählen kommt, ohne ihre Themen aus dem Blick zu verlieren, liest der Rezensent das mit Vergnügen. Allerdings schweift ihm Hünniger allzu oft ab und gerät dann in einen Plauderton der Beliebigkeit, kritisiert er. Zudem spürt er, dass die Autorin gerade nicht das Typische, sondern das Individuelle ihrer Geschichte betonen will, was laut Rezensent naturgemäß eher "langweilig" weil - paradoxerweise - austauschbar ist. Schließlich stört sich Magenau an Wiederholungen, die ihm das Gefühl geben, hier seien Einzeltexte ohne sorgfältige Überarbeitung zusammengefügt worden. Oder sollte die Vergesslichkeit Hünnigers beim Erzählen etwas über ihr "Geschichtsbewusstsein" verraten, fragt sich der Rezensent.
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