Andrea Röpke, Oliver Schröm

Stille Hilfe für braune Kameraden

Das geheime Netzwerk der Alt- und Neonazis
Cover: Stille Hilfe für braune Kameraden
Ch. Links Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783861532316
Taschenbuch, 213 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Im braunen Netzwerk sitzen viele "Spinnen" - eine davon ist Gudrun Burwitz, die Tochter des früheren Reichsführers SS, Heinrich Himmler. Sie spielt in der "Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte", einer als Amnesty International für braune Kameraden getarnten Nazi-Organisation, eine zentrale Rolle. Der Verein hält Kontakt zu untergetauchten Nazis und ist sofort mit Anwälten zur Stelle, wenn irgendwo auf der Welt einem NS-Kriegsverbrecher der Prozess gemacht werden soll. Für ihre Arbeit kann die Himmler-Tochter auf ein Heer von SS-Veteranen und Altnazis zählen. Oliver Schröm und Andrea Röpke widmen sich der Geschichte der "Stillen Hilfe". Sie zeigen, wie Kriegsverbrechern die Flucht ermöglicht wurde. Im Mittelpunkt stehen jedoch die heutigen Aktivitäten der "Stillen Hilfe". Sie hat vielfältige Verbindungen zum rechtsextremen Nachwuchs, unterstützt ihn finanziell und hilft, internationale Kontakte zu knüpfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.05.2002

Rezensent Giselher Schmidt zeigt sich recht angetan von Oliver Schröms und Andrea Röpkes "Inside-Report" über den 1951 gegründeten Verein "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e. V.", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu Haftstrafen verurteilte NS-Täter in ideeller und materieller Weise zu unterstützen. Schmidt findet in dem Band zahlreiche Beispiele dafür, wie der Verein in den fünfziger Jahren schwerbelasteten Funktionsträgern und Tätern des Naziregimes zur Flucht verhalf, wie die Hilfe für Inhaftierte oder Untergetauchte stets mit einer Rechtfertigung des nationalsozialistischen Systems einherging und wie der Verein das Muster für die heutige Neonazi-Szene ist. Besonders wichtig erscheint dem Rezensenten der Hinweis auf neuheidnischen Fanatiker, die eine militante Haltung gegenüber den christlichen Kirchen sowie anderen Religionen wie Judentum und Islam einnehmen. Schmidt bemängelt allerdings, dass Schröm und Röpke nicht immer hinreichend zwischen "Anhängern des Nationalsozialismus und denen, die sich missbrauchen ließen" unterscheiden. Zwar gibt Schmidt den Autoren darin Recht, dass die früheren Ministerpräsidenten Ernst Albrecht und Franz Josef Strauß oder der ehemalige CDU/CSU-Fraktionschef Alfred Dregger "allzu viel Verständnis" für die "Lobbyarbeit" und die Gnadengesuche der "Stillen Hilfe" gezeigt hätten, doch die Behauptung der Autoren, dass führende Unionspolitiker gemeinsam mit SS-Veteranenvereinen für die gleichen Ziele gefochten hätten, geht ihm zu weit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.08.2001

"Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V." ist der euphemistische Name eines SS-Veteranenvereins, der, eingebunden in ein Netzwerk alter und neuer Nazi-Aktivisten, nach Kriegsende dafür sorgte, dass NS-Verbrecher ohne strafrechtliche Verfolgung davonkamen. Dass die Machenschaften dieses ältesten rechtsextremen Vereins der Bundesrepublik aufgedeckt wurden, ist nicht zuletzt Ergebnis der journalistischen Recherchearbeit von Andrea Röpke und Oliver Schröm. Ihr "Insider-Report" tue, so die Rezensentin Angela Gutzeit, genau das Richtige: das unerschöpfliche Material über das reibungslose Funktionieren brauner Seilschaften in Politik, Justiz und Kirchen exemplarisch aufbereiten. Der Fall des KZ-Aufsehers Anton Mallroth, dessen Morde in Theresienstadt durch das "Zusammenspiel österreichischer, italienischer und deutscher Behörden und Justizbeamter und der Diplomatie der Stille Hilfe" jahrzehntelang ungeahndet blieben, sei eine spannend erzählte Geschichte. "Ungemein faktenreich" lobt Gutzeit das Buch, an dem sie nur einen "Schönheitsfehler" entdeckt: die Kontinuität brauner Gesinnung bei der Dortmunder Staatsanwaltschaft nur allgemein, ohne Nennung der Verantwortlichen, beschrieben zu haben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.07.2001

Rainer Hoffmann findet den "Inside-Report" von Oliver Schröm und Andrea Röpke über die Aktivitäten alter und neuer Nazis höchst detail- und aufschlussreich. Die besondere Aufmerksamkeit der Autoren gelte dabei dem heute 89-jährigen Nazi-Verbrecher Anton Malloth, der jüngst vom Münchner Landgericht auf die unermüdliche Initiative des Journalisten Peter Finkelgruen hin wegen der Beteiligung an der Ermordung von über hundert Menschen in der "Kleinen Festung" Theresienstadt zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Dem Rezensenten hat der Report vor Augen geführt, wie ungestört und von den Behörden gedeckt die Seilschaften von Alt- und Neonazis funktionieren. So etwa in dem 1951 gegründeten und bis 1998 als gemeinnützig anerkannten Verein "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte", der eine Schlüsselrolle auch bei der Deckung des Kriegsverbrechers Malloth spielte, empört sich Hoffmann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2001

Nach Dorothee Heintze löst dieses Buch Wut und Hilflosigkeit aus. Sie findet es schier unglaublich, dass zahlreiche Nazi-Verbrecher "dank" des Vereins 'Stille Hilfe für Internierte und Kriegsgefangene e.V.' und durch die Unterstützung zahlreicher Staats- und Rechtsanwälte sowie Politiker Jahrzehnte lang unbehelligt in Deutschland leben konnten, ja finanziell unterstützt wurden - während viele Nazi-Opfer noch heute nicht entschädigt sind. Dies ist nach Heintze der eigentliche Skandal, den das Buch aufdeckt, auch wenn etwa gezeigt wird, dass der Verein 'Stille Hilfe' von der CDU-Bundesregierung als harmlos eingestuft wurde. Im Zentrum des Buchs steht nach Heintze nicht nur die Geschichte der 'Stillen Hilfe', sondern auch das Leben des ehemaligen SS-Aufsehers von Theresienstadt Adolf Malloth, der durch Unterstützung des Vereins und Gudrun Burwitz', Himmlers Tochter, auf Staatskosten jahrelang unbehelligt leben konnte. Die Autorin, die jahrelang als Undercoverjournalistin für dieses Buch recherchiert hat, hat nach Heintze hier nicht nur ein überaus informatives, sondern auch ein "unglaublich spannendes Buch" vorgelegt.
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