Anita Nair

Gewaltkette

Kriminalroman
Cover: Gewaltkette
Argument Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783867542265
Gebunden, 352 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karen Witthuhn. Inspector Gowda, Mordermittler in Indiens drittgrößter Stadt Bangalore, soll die vermisste Tochter seiner Haushaltshilfe suchen. Zugleich verlangt ein komplizierter Mordfall seine ganze Aufmerksamkeit: In einer gut bewachten Gated Community wurde ein reicher Anwalt erschlagen. Beide Aufgaben sind ihm wichtig, für beide braucht er reichlich Vitamin B. Inspector Gowda hadert täglich mit seiner Ohnmacht im Großen und seiner Inkonsequenz im Kleinen - wie dem Umstand, dass er seine Ehefrau betrügt, seiner Geliebten nicht gerecht wird, seinem Sohn entfremdet ist. Aber wenn es ums Ermitteln geht, macht Borei Gowda keinerlei Kompromisse … Für "Gewaltkette" recherchierte Anita Nair zwei Jahre lang und arbeitete bei der Sozialarbeits-NGO BOSCO mit, was zu den härtesten Erfahrungen ihres Lebens beitrug. Nair packt ein schreckliches Thema an - Kinder als Ware. Verwoben mit der Ermittlung rücken faszinierende Handlungsstränge ins Bild, Facetten einer hochmodernen, aber kolonial tradierten, auf ethnischen und Kastenvorurteilen aufgebauten Gesellschaft mit krassen Hierarchien, zutiefst patriarchalen Normen und blühendem Raubtierkapitalismus: das urbane Indien heute.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.04.2018

Am Anfang ist da "nur" ein ermordeter Anwalt, doch umso weiter die Ermittlungen Borei Gowdas voranschreiten, desto mehr und desto grässlichere Verbrechen gelangen ans Licht, resümiert Rezensentin Katharina Granzin. Menschenhandel, Korruption, Prostitution und Gewalt gegen Minderjährige - dies sind die Themen von Anita Nairs Kriminalroman, lesen wir. Nair wird ihnen gerecht, indem sie all die Grausamkeiten kenntnisreich, detailliert, authentisch und trotzdem nüchtern und nie reißerisch beschreibt, erklärt Granzin. Dabei bleibt sie jedoch stets darauf bedacht, ihre Leser nicht allzu sehr zu verschrecken, indem sie sich auf geringfügige Zugeständnisse an das Genre der Unterhaltungsliteratur einlässt. Ihr Roman bleibt somit hochbrisant und trotzdem lesbar und unbedingt lesenswert, so die berührte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2017

Den Typus des knurrigen Ermittlers mit ungesunden Trinkgewohnheiten kennt Sofia Glasl aus Malmö oder Edinburgh, auch das Plotting erscheint ihr recht klassisch angelegt. Doch was Anita Nair in ihrem Krimi aus Bangalore über das indische Silicon Valley, erzählt, hat die Rezensentin so noch nicht gelesen: Inspektor Borei Gowda muss in einem dichten Netz von Menschenhandel ermitteln. Junge Mädchen werden verschleppt, um entweder an Bordelle und Erskort-Agenturen verkauft zu werden. Nair lässt sie Wort zu kommen, und schafft so ein beklemmendes Porträt der indischen Gesellschaft, die ihren neuen Reichtum nutzt, um Sklaven zu produzieren, wie Glasl erschüttert feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2017

Rose-Maria Gropp mag den charmanten, nicht unstrittigen Ermittler in Anita Nairs Roman. Die Armut, die Korruption und den Reichtum der Mächtigen in Bangalore kann ihr die Autorin atmosphärisch und mit jeder Menge Sentiment vermitteln. Der erzählte Fall jedoch bereitet Gropp Kopfzerbrechen. Nicht so sehr der Sache wegen, sondern weil die Autorin die Fäden der Handlung und die Figuren allzu locker führt, wie Gropp mit Bedauern feststellt. Das Glossar im Buch ist immerhin hilfreich bei der Deutung indischer Begriffe, findet sie.
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