Binyamin Appelbaum

Die Stunde der Ökonomen

Falsche Propheten, freie Märkte und die Spaltung der Gesellschaft
Cover: Die Stunde der Ökonomen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783103973464
Gebunden, 560 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Martina Wiese. Als die Ökonomen die Weltbühne betraten. Binyamin Appelbaum legt eine originelle Ideengeschichte und ein unvergessliches Porträt der Wirtschafts-Wissenschaftler vor, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts zum weltweiten Aufstieg des Neo-Liberalismus beigetragen haben. Sie waren die Vertreter des deregulierten Marktes: Milton Friedman mit seinen libertären Idealen, Arthur Laffer, dessen Kurve auf einer Cocktailserviette dazu beitrug, Steuersenkungen zu einem wesentlichen Bestandteil konservativer Wirtschaftspolitik zu machen, oder Thomas Schelling, der dem menschlichen Leben einen monetären Wert beimessen wollte. Ihre Grundüberzeugung? Die Regierungen sollten aufhören zu versuchen, die Wirtschaft zu steuern. Ihr Leitsatz? Die Märkte würden ein stetiges Wachstum bringen und sicherstellen, dass alle von den Vorteilen profitieren. Aber die Ökonomen konnten ihr Versprechen auf breiten Wohlstand nicht einlösen. Und der Glaube an den uneingeschränkten Markt ging auf Kosten der wirtschaftlichen Gleichheit, der Stabilität liberaler Demokratien und zukünftiger Generationen. Appelbaum erzählt vom Aufstieg und Fall der Ökonomen sowie ihrer Ideen und macht deutlich: Das uneingeschränkte Vertrauen in den Markt gefährdet die Zukunft der liberalen Demokratie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.07.2020

Auch wenn Binyamin Appelbaums Buch vor der Corona-Krise verfasst wurde und ökonomische Gewissheiten neuerdings wieder infrage stehen, kann Rezensent Friedemann Bieber Appelbaums Darstellung der Liberalisierung des US-Marktes als weitreichende Revolution durchaus nachvollziehen. Was die Kosten-Nutzen-Analyse, das Erstarken des Ideals ökonomischer Effizienz und der Einfluss ökonomischer Begriffe bewirkte, vermittelt der Autor laut Bieber am besten durch "anschauliche Geschichten" und Personen, wie den Drogerie-Baron Charles Walgreen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.06.2020

Mit großer Zustimmung für die Wichtigkeit des Themas bespricht Ursula Weidenfeld dieses Buch, das vom Aufstieg der Ökonomen zur entscheidenden Beratungsmacht der Politik erzählt. Vieles sei hier unerhört klug und spannend geschildert und dies sei in erster Linie der Hauptthese Appelbaums geschuldet. Der sähe nämlich die Verantwortung für die zunehmende Spaltung der Gesellschaft - und nicht nur der amerikanischen - in der politischen Durchsetzung jener wirtschaftlichen Vorstellungen von den grenzenlos freien Märkten und einer daneben waltenden großen Gleichgültigkeit für die Bevölkerung. Die Folge sei eine große Ungleichheit. Diese stringent verfolgte These, so die Kritikerin, ist die Stärke, aber auch die Schwäche des Buches. Denn andere Faktoren der politischen Gesamtsituation seit 1945 werden kaum in den Blick genommen, weder der Vietnamkrieg noch das Ende des Kalten Krieges. Dies schränkt für die Kritikerin die Überzeugungskraft des Buches ein wenig ein.