Blai Bonet

Das Meer

Roman
Cover: Das Meer
Kupido Literaturverlag, Köln 2021
ISBN 9783966750202
Gebunden, 240 Seiten, 27,80 EUR

Klappentext

Aus dem Katalanischen von Frank Henseleit. Mit einem Nachwort von Xavier Pla. Manuel und Pau werden als Kinder Zeugen der Ermordung einiger Männer ihres Dorfes durch faschistische Rebellen (1936). Unter den Mördern erkennen sie den Vater des gleichaltrigen Julià. Pau rächt seinen Vater, indem er Julià in einer Höhle im Beisein von Manuel übertötet. Er flieht und verunglückt, als er in einen Brunnen stürzt. Jahre später (1942) begegnet der an Tuberkulose erkrankte Manuel in einem mallorquinischen Sanatorium Ramallo, seinem Freund aus Kindheitstagen. Und Ramallo trifft dort auf die Nonne Francisca Luna, die als Mädchen Ramallo liebte. Überspannt von malerischen Beschreibungen der Landschaft Mallorcas und eingebettet in die wenig bekannte Episode italienischer Faschisten auf Mallorca, aber ohne Ausweg zwischen bigotter Moral und sexueller Verklärung, steuert ihr kurzes Leben auf die Katastrophe zu. Zwischen Szenen von Auflehnung, aufkeimender Sexualität und abrupter sexualisierter Gewalt bleibt für ein klischeehaftes Mallorca kein Platz. Und dennoch ist "Das Meer" ein Roman wie ein Brandzeichen Mallorcas. Der Übersetzung liegt die erst 2017 unter Verwendung der Archive der franquistischen Zensurbehörde vervollständigte Ausgabe von "El mar" zugrunde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2021

Rezensentin Karin Janker ist begeistert von Blai Bonets erstem Roman von 1958, der nun endlich auch auf Deutsch vorliegt, wie sie dankbar feststellt. Janker vergleicht die auf Mallorca spielende Geschichte um zwei vom spanischen Bürgerkrieg geprägte, an Tuberkulose erkrankte junge Männer mit Thomas Manns "Zauberberg" und erkennt: Bonet schreibt eine Art "Anti-Zauberberg". Die Krankheit wird hier nicht verklärt, sondern in ihrer Unerbittlichkeit dargestellt, meint Janker. Dass der Krieg anders als bei Mann bei Bonet bereits vergangen ist, ermöglicht es dem Autor, die Versehrungen seiner Figuren auf ihn zurückzuführen. Für die Verfilmung des Romans liefert das Buch den Kontext, erklärt die Rezensentin. Keine Urlaubslektüre für Mallorca-Reisende, warnt Janker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2021

Rezensent Peter Urban-Halle muss den Roman von Blai Bonet noch einmal lesen. Zu schwer scheint ihm die Lektüre, die den Leser mit der religiösen und erotischen Verfassung zweier Tuberkuloser in einem mallorquinischen Sanatorium im Jahr 1942 bekannt macht. Äußerlich passiert nicht allzu viel, wenn wir dem Rezensenten glauben wollen. Doch Bonets "beschwörende" Sprache, die Urban-Halle die Traumata des Spanischen Bürgerkrieges in den Seelen der Figuren erahnen lässt, hat es scheinbar in sich, wirkt auf den Rezensenten aufwühlend und atmosphärisch dicht.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 17.03.2021

Dieses Buch kann einen befremden, weil die Gedankenwelt von Blai Bonet so weit enfernt erscheint, meint Rezensent Peter Urban-Halle, der dennoch fasziniert ist von diesem Roman. Erzählt wird von einigen Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die in einem Lungensanatorium auf Mallorca 1942 Ereignisse aus dem wenige Jahre zurückliegenden spanischen Bürgerkrieg zu verarbeiten suchen. In "endlosen manischen Monologen und Gesprächen" suchen sie nach Erklärungen, nach Gott, nach sie selbst, so der Rezensent, dem gerade dieses Erkunden des Inneren imponiert hat. Den wuchernden Stil des Autors findet er von Frank Henseleits Übersetzung adäquat wiedergegeben.