Christine Lavant

Das Wechselbälgchen

Erzählung
Cover: Das Wechselbälgchen
Wallstein Verlag, Göttingen 2012
ISBN 9783835311473
Gebunden, 103 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Neu herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Klaus Amann. Zitha ist vom Schicksal geschlagen. Sie ist das uneheliche Kind einer Bauernmagd, geistig zurückgeblieben und körperlich entstellt. Die Leute im Dorf, die so katholisch wie abergläubisch befangen sind, haben für das traurige Schicksal des Mädchens eine einfache Erklärung: Böse Geister haben der unglücklichen Magd nach der Geburt das Kind geraubt und ihr stattdessen ein verhextes Mädchen untergeschoben, einen Wechselbalg, der das ganze Dorf ins Unglück stürzen werde. So nimmt der kollektive Wahn seinen Lauf, gegen den auch die Liebe der Mutter nichts auszurichten vermag. Christine Lavant beschreibt die Ausgrenzung einer Schwachen aus der dörflichen Gemeinschaft mit großer Eindringlichkeit. Die erst 1998 posthum veröffentlichte Erzählung steht auch für die Gefährdung unserer Zivilisation. Nachdem "Das Wechselbälgchen" längere Zeit vergriffen war, erscheint die Erzählung nun erstmals im Wallstein Verlag, herausgegeben von Klaus Amann, der eine kommentierte Werkausgabe von Christine Lavant vorbereitet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.03.2013

Die unglückliche Editionsgeschichte dieses Textes hat laut Franz Haas nun ein Ende. Die vorliegende Ausgabe der Erzählung von Christine Lavant, jener lange verkannten, 1915 geborenen Autodidaktin aus dem Kärnter Lavanttal, funkelt für Haas dunkel vor sprachlicher Dichte und einer Geschichte, die den Rezensenten mitten ins Herz der Finsternis führt - in Mitteleuropa zu Beginn des 20. Jahrhunderts allerdings. So eigenwillig die Sprache, so konkret und historisch, meint Haas, sind die Umstände, unter denen die Bauernmagd Wrga in der Geschichte eine behinderte Tochter zur Welt bringt: Patriarchat, unvorstellbare Armut, Aberglauben, Nazi-Euthanasie. Alles auf 60 Seiten, die Haas wie ein ganzer großer Roman erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2013

Es ist schon eine ganze Weile her, dass Anja Hirsch die Dichterin Christine Lavant entdecken durfte, 1987 holte der Suhrkamp Verlag die Gedichte aus der Versenkung, erklärt sie. Als Erzählerin ist Lavant erst viel kürzer bekannt, erst 1997 wurde "Das Wechselbälgchen" vom Wallstein Verlag im Nachlass entdeckt und prompt veröffentlicht - schon damals sehr zu Freude der Rezensentin, die die kommentierte Neuauflage des vergriffenen Bändchens nun erneut begrüßt. Es ist eine traurige Erzählung, verrät Hirsch, über das geistig zurückgebliebene Mädchen Zitha, die im katholischen Lavanttal unerwünscht zur Welt kommt und fortan hinterm Ofen ihrer Mutter vor den Blicken der Dörfler verborgen wird. Dank "stark überzeichnetem Personal" eignet sich das Wechselbälgchen hervorragend als Parabel, findet die Rezensentin, die den "sonderbaren Sog" der Erzählung beschwört.
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