Daniel Brössler

Ein deutscher Kanzler

Olaf Scholz, der Krieg und die Angst
Cover: Ein deutscher Kanzler
Propyläen Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783549100769
Gebunden, 336 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Der Kanzler in Kriegszeiten und die Angst der Deutschen vor der Zukunft. Kriege, Krisen und eine Koalition, die ihre politischen Unterschiede kaum noch überbrücken kann. An ihrer Spitze ein Mann, der den Deutschen seit Amtsbeginn Rätsel aufgibt. Ein Kanzler, der seine Politik oft nicht erklärt, sondern voraussetzt, dass man ihm vertraut.Gleichzeitig musste noch nie ein deutscher Bundeskanzler das Land in einer Lage führen wie dieser. Olaf Scholz hat mit dem bundesrepublikanischen Tabu gebrochen, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern. Nach den USA unterstützt kein Land die Ukraine so mit Hilfe aller Art wie Deutschland. Zugleich musste Scholz Deutschland aus der fatalen Gas-Abhängigkeit von Russland befreien. Die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges ist immer noch nicht gebannt, hinzu kommen weitere innen-wie außenpolitischen Gefahren: Die Migrationskrise, die dramatische Eskalation in Nahost und das Erstarken der rechtsextremen und nationalistischen Bewegungen in Deutschland und Europa. Alle Augen richten sich auf den deutschen Kanzler: Kann er den Deutschen die Angst vor der Zukunft nehmen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2024

Als "Biografie einer Blackbox" bezeichnet Rezensentin Susanne Gaschke Daniel Brösslers Buch über den amtierenden deutschen Kanzler: Es muss herausfordernd gewesen sein, nicht zu dämonisieren, sondern abzuwägen, und das scheint Brössler gelungen zu sein. Trotzdem kann Gaschke gut nachvollziehen, wieso Scholz sich auf dem besten Weg dahin befindet, der unbeliebteste Kanzler zu werden: Rechthaberei, Überheblichkeit, Angstmacherei und zugeknöpftes Verhalten gegenüber der Presse sind da nur einige Stichworte. Der Autor schreibt "betont nüchtern" etwa darüber, dass Scholz einst dem antiimperialistischen und ost-freundlichen Stamokap-Flügel der SPD angehört hat und aus diesem früheren Irrtum, für den er die Phase mittlerweile hält, noch Kapital für sein positives, bisweilen arrogantes Selbstbild schlägt. Vieles, was der Bundeskanzler veranlasst, beispielsweise hinsichtlich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bleibt für die Bevölkerung undurchschaubar, wird der Kritikerin durch Brösslers kenntnisreichen Band klar. Sie kann sich nun etwas besser vorstellen, was in der Blackbox Olaf Scholz vor sich geht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.03.2024

SZ-Redakteur Daniel Brössler legt dieses Buch zur richtigen Zeit vor, meint Rezensentin Daniela Vates. Gewidmet ist es, Olaf Scholz und insbesondere dessen Handeln im Ukrainekonflikt. Auch der Werdegang des Kanzlers kommt zur Sprache, von der Hamburger Schulzeit über marxistische Juso-Jahre bis hin zum Weg in die SPD-Mitte. Laut Vates geht Brössler ins Detail, etwa wenn es darum geht, die Zeit unmittelbar vor dem russischen Angriff auf die Ukraine darzustellen: Scholz' Team spielt eine wichtige Rolle im Buch, aber auch die letztlich einsame Entscheidung des Kanzlers, Waffen an die Ukraine zu liefern. Besonders sorgt sich der Kanzler laut Brössler um Ängste in der Bevölkerung, zudem werden auch die ersten Kriegsmonate kleinteilig beschrieben sowie die Kontakte des Kanzlers zu zahlreichen ausländischen Regierungschefs. Insgesamt kommt der Kanzler bei Brössler ziemlich gut weg, schließt die Kritikerin.