Daniel Gerlach

Der Nahe Osten geht nicht unter

Die arabische Welt vor ihrer historischen Chance
Cover: Der Nahe Osten geht nicht unter
Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2019
ISBN 9783896842688
Kartoniert, 312 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Kriege und Konflikte beherrschen unser Bild des Nahen und Mittleren Ostens, Abgesänge auf die Region bestimmen die Debatte. Daniel Gerlach dagegen ist überzeugt: Die arabische Welt ist noch lange nicht verloren. Und sie steht vor einer historischen Chance, die sie nicht ungenutzt vorüberziehen lassen sollte. Der Journalist und Orientalist zeichnet ein lebhaftes, aber auch realistisches Panorama der Region, vor allem Syriens, des Irak und von Teilen der Golfregion und Nordafrikas. Die konfessionellen und ideologischen Spannungen bewertet er neu und erzählt von gesellschaftlichen Gruppen, die mit ihrem Einfluss die Region verändern können: Die Machtverhältnisse beginnen schon, sich zu verschieben. So öffnet uns Daniel Gerlach den Blick für eine vergessene Tatsache: Die Menschen des Nahen Ostens sind nicht nur Opfer weltgeschichtlicher Kräfte, die sie hin und her werfen. Sie sind auch Herrinnen und Herren ihres eigenen Schicksals und haben zu allen Zeiten pragmatische Lösungen gefunden. Nicht nur, um zu überleben. Sondern auch, um ihr Leben lebenswerter zu gestalten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.03.2019

Carsten Hueck stimmt dem Autor in der schon im Titel geäußerten Mutmachparole zu: Der Arabische Frühling sei nicht vollends gescheitert, betone Gerlach in seinen 14 Kapiteln, die man auch als Einzelessays lesen kann. Gerlach setze Hoffnung in die arabische Zivilgesellschaft. Als Beispiel nennt er den "Rat der syrischen Charta" aus Vertretern des religiösen Establishments verschiedener Konfessionen, angesehener syrischer Familien, aber auch von Beduinenstämmen, Kurden und Oppositionellen. Ihnen traut Gerlach offenbar zu zusammenzufügen, was im Bürgerkrieg zerrissen wurde. Ein Buch, das Hoffnung macht den arabischen Vierklang aus "Despotismus, Sektarismus, religiösem Extremismus, ökonomischer Perspektivlosigkeit" endlich zu besiegen, so Hueck.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2019

Wohltuend sachlich und differenziert erscheinen dem rezensierenden Historiker René Wildangel die Schilderungen und Analysen aus dem Nahen Osten, die der Journalist Daniel Gerlach hier vorlegt. Der Blick des Autors ist weder von apokalyptischen Szenarien vom "Untergang des Morgenlandes" noch von westlicher Besserwisserei geprägt, sondern von profunder Kenntnis und Augenhöhe mit den Gesprächspartnern, stellt Wildangel erfreut fest. Dadurch hat das Buch passagenweise etwas von einem persönlichen Reisebericht und gewährt so tiefe Einblicke etwa in die gespaltenen Gesellschaften Syriens und des Irak, die bei allen Problemen doch Raum für Hoffnung bieten, meint der Rezensent. Bestechend findet er auch Gerlachs These, die Verwerfungen im Nahen Osten nicht wie üblich mit dem Dreißigjährigen Krieg zu vergleichen, sondern als Endphase eines vierzigjährigen Krieges zu begreifen, der in den Ereignissen des Jahres 1979 seinen Anfang nahm.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.03.2019

Jan Kuhlmann freut sich über das Buch des Journalisten Daniel Gerlach. Die Hoffnungen auf ein Fortdauern des arabischen Frühlings, die der Autor mit seinen Eindrücken aus dem Nahen Osten, mit Gesprächen mit Menschen vor Ort und mit episodisch vorgetragenen seltenen Begegnungen in ihm weckt, könnten allerdings durchaus trügerisch sein, stellt der Rezensent fest. Weder lassen sich die Ereignisse in der arabischen Welt allen Ernstes mit dem 30-jährigen Krieg in Europa vergleichen (wie der Autor selber anmahnt), meint Kuhlmann, noch liegt das Schicksal des Nahen Ostens in den Händen von engagierten Clanchefs, Stammesführern und Intellektuellen in der Region, wie Gerlach laut Rezensent teilweise suggeriert. Spannend findet der Rezensent die Lektüre aber dennoch.