David Grand

Körperfluchten

Cover: Körperfluchten
Tropen Verlag, Köln 2003
ISBN 9783932170591
Gebunden, 431 Seiten, 21,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ralf Chudoba. Victor Ribe, ein ehemaliger Drogenabhängiger und Veteran des Ersten Weltkriegs, wird unter mysteriösen Umständen nach fünfzehn Jahren Haft wegen eines nicht begangenen Doppelmordes vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Die Stadt, in die er zurückkehrt, scheint sich indes auf einen neuen Krieg vorzubereiten. Die Prohibition ist aufgehoben worden und die Unterwelt hat neue Einnahmequellen erschlossen - den illegalen Handel mit Drogen. Als Victors alter Armeefreund Freddy Stillman einen Mord meldet, aber keine Erklärung für das Verschwinden der Leiche geben kann, zieht er sich und Victor ungewollt in diesen erbarmungslosen Strudel der Korruption hinein. In eine Verschwörung, die jeden erfasst...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.06.2003

Angela Schaders Urteil ist etwas zwiespältig. Einerseits bescheinigt sie dem Roman, der in den 1930er Jahren spielt und vom Waffenhandel über Drogengeschäfte bis zum Mord einiges aufbietet, einen hohen Unterhaltungswert. Im Englischen bezeichne man so ein Buch als "good read", lobt die Rezensentin, die dem Buch Tempo, Spannung und "genügend Unwegsamkeiten und Schattenzonen" in der Handlung bescheinigt, um auch den "Intellekt" der Leser zu beschäftigen. Allerdings moniert sie die konventionelle Figurenzeichnung, die mitunter gar das "Sentimentale" streife. Außerdem findet sie, dass sich der amerikanische Autor mit seiner sehr komplexen Handlung etwas viel auf den "Karren" geladen hat. Auf diese Weise entstehen eben eher "Fingerübungen", wenn sie auch noch so "virtuos" sind, als richtige "Meisterwerke", bedauert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.05.2003

Der Rezensent Sacha Verna wundert sich über den Retro-Charakter dieses Krimis, in dem der Autor ganz klassische hard-boiled Szenarien entwirft. Das ganze wirke so als hätten "Dashiell Hammett und Raymond Chandler ein kreatives Kaffeekränzchen miteinander veranstaltet und mit dem Ergebnis ihre Verleger beglückt". Besonders erstaunt ihn diese strenge Orientierung an der Vergangenheit in Anbetracht dessen, dass sich der Autor in der Vergangenheit als "Demonteur moderner Mythen und Regisseur apokalyptischer Zukunftsszenarien" erwiesen hat. Vor diesem Hintergrund ist Verna eifrig auf der Suche nach dem versteckten post-postmodernen Subplot. Er fragt sich, worin das Besondere dieses Romans liegt, zumal das Werk sich gegen unbeschwerte Lektüre sperrt. Die vielschichtige Handlung zu verstehen ist seiner Meinung nach ein bisschen mühsam, weil undurchschaubar, die Figuren, dem Genre entsprechend, etwas holzschnittartig. So sehr sich Verna bemüht, er findet nichts, was diesem Buch eine besondere Ebene gibt und schließt mit dem enttäuschten Fazit: "Körperfluchten ist Kitsch".