Dirk Westerkamp

Ästhetisches Verweilen

Cover: Ästhetisches Verweilen
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2019
ISBN 9783161569227
Gebunden, 173 Seiten, 59,00 EUR

Klappentext

Dirk Westerkamp fragt nach der ästhetischen Erfahrung des Verweilens an Kunstwerken. Verweilen, Kontemplation und Muße stiften einen besonderen Umgang mit Gegenständen und einen besonderen Zugang zur Zeit. Wer sich in die Betrachtung von Kunstwerken versenkt, entrückt gewohnten Zeitbezügen. Im ästhetischen Verweilen geben wir uns Zeit für Erfahrungen mit natürlich und künstlich Hervorgebrachtem. Verweilen entfaltet sich in der Freiheit von Zeit. Als Kontemplation zielt eine solche Erfahrung allerdings nicht nur auf die Freiheit von der Herrschaft der Zeit. Gewonnen wird sie auch in der Erfahrung von Zeitlichkeit selbst. In den Bildkünsten wird diese Kontemplationserfahrung durch unterschiedliche Techniken des Zeitigens bewirkt. Zu diesem Zweck gestalten ihre werkspezifischen Formen des räumlich-flächigen Zeigens ikonisch prägnante Momente. Eröffnet möglicherweise die Versenkung in die Zeitbezüge von Kunstwerken eine eigene Erfahrung ästhetischen Verweilens? Nach allgemeinen Überlegungen zu den Formen der Zeitlichkeit des Verweilens entwirft Dirk Westerkamp im ersten Teil seiner Untersuchung eine allgemeine Theorie künstlerischer Abstraktion und stellt ein relationales Bildmodell zur Diskussion. Anschließend rückt er die theoretischen Überlegungen in die umfassendere zeitgeschichtliche Perspektive ästhetischer Modernität und deutet das ästhetische Verweilen als Form einer modern verwandelten symbolischen Einbildungskraft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.02.2020

Rezensent Wolfgang Hellmich lernt ein bewusstes, selbstbestimmtes Leben zu vermissen mit Dirk Westerkamps Buch. Die entsprechende Botschaft verpackt der Autor laut Rezensent philosophisch, indem er vom Verweilen nicht als Ersatz für Beschäftigung, sondern als Ergänzung spricht und daran den Aspekt des Vergessens, Nichtwahrnehmens und Loslassens herausstreicht. Dass der Autor sich dabei ein bisschen selbst den Boden unter den Füßen wegzieht, wenn er meint, der Mensch sei zum Verweilen gar nicht mehr in der Lage, sieht ihm Hellmich nach. So viel Kulturkritik verträgt Westerkamps Theorie der Kontemplation gerade, meint er.