Dominique Bourel

Moses Mendelssohn

Begründer des modernen Judentums
Cover: Moses Mendelssohn
Ammann Verlag, Zürich 2007
ISBN 9783250105077
Gebunden, 800 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Es gibt Leben, die allein durch ihre Werke zählen. Das Leben Moses Mendelssohns (1729-1786) ist ein solches. Sein biographischer Hintergrund ist wenig bekannt. Aus einer armen Familie stammend, wurde er in Berlin rasch wegen seiner Intelligenz und Klugheit berühmt und anerkannt von seinen Zeitgenossen Goethe, Kant, den Gebrüdern Humboldt und natürlich auch von Lessing, der ihm in der Figur Nathans des Weisen ein Denkmal gesetzt hat. Moses Mendelssohn war Ahnherr einer langen Liste von Aristokraten, Bankiers, Industriellen, Juristen, Offizieren, Politikern, Professoren, von Religionslehrern und nicht zuletzt von einem Komponisten, Felix Mendelssohn. Moses Mendelssohn war Mitbegründer der deutschen und europäischen Aufklärung. Ohne ihn und sein Wirken wäre die erstaunliche Symbiose zwischen Judentum und Deutschen wohl nicht zustande gekommen. Er lebte die Möglichkeit vor, sowohl der deutschen Aufklärung wie der jüdischen Haskala (Aufklärung) wesentliche Impulse zu geben, ohne seiner Herkunft abzuschwören und in die neue Gesellschaft zu konvertieren. Mendelssohn schaffte es, das religiöse Judentum mit dem offenen kritischen Geist zu verbinden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2007

Enttäuschend und in ihrem Fazit nicht recht nachvollziehbar findet Barbara Hahn die Biografie des Philosophen Moses Mendelssohn von Dominique Bourel. Mehr Werkanalyse als tatsächliche Lebensbeschreibung bleibt die Person Mendelssohn bedauerlich fern, meint die Rezensentin, die zwar weiß, dass Quellen für das Leben des Philosophen dünn gesät sind, die aber trotzdem überzeugt ist, dass hier mehr möglich gewesen wäre. Zudem kann sie die Einschätzung, dass Mendelssohn als Jude im damaligen Preußen in einem freundschaftlichen Dialog mit seiner Umgebung verbunden war, so nicht stehen lassen, denn sie kennt Briefe, in denen sich der Philosoph über die Intoleranz und Judenfeindlichkeit auf Berlins Straßen beklagt. Schließlich muss die Rezensentin mit Verwunderung feststellen, dass der französische Autor die Ehefrau Mendelssohns noch "nicht einmal im Register" erwähnt, und moniert, dass Bourels Bild der Aufklärung gänzlich auf Männer beschränkt bleibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2007

Nicht überzeugt ist Rezensentin Stefana Sabin von der Mendelssohn-Biografie des französischen Geschichtswissenschaftlers Dominique Bourel. In der Neufassung seiner Habilitationsschrift widmet sich Bourel der Entstehung, Einordnung und Rezeption der Schriften des jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn. Der Autor zeige, was für eine "prekäre Position" zwischen "Bewunderung, Duldung und Ausgrenzung" dieser sowohl bei den deutschen Gelehrten wie in der jüdischen Gemeinde einnahm: Die Königliche Akademie der Wissenschaften zeichnete ihn zwar 1763 mit einem Preis aus, den nicht einmal Kant bekam, er wurde jedoch nie ihr Mitglied. Mit der jüdischen Gemeinde, die ihn als Gelehrten bewunderte, geriet er wiederum in Konflikt, als er als "jüdischer Luther" die erste deutsche Tora-Übersetzung anfertigte. Dass der Autor Mendelssohn zum "Begründer des modernen Judentums" erhebt, konnte die Rezensentin trotzdem nicht nachvollziehen. Wenig Neues findet sie in dem Buch, dass ihr stilistisch etwas dick aufgetragen erscheint, dessen deutsche Übersetzung ihr gar nicht zusagt und das zudem ein "Adressatenproblem" habe: Einerseits richte es sich an ein nichtwissenschaftliches Publikum, andererseits käme es mit einem 220 Seiten starken Annotationsapparat daher.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Christoph Schulte begrüßt Dominique Bourels voluminöse Biografie Moses Mendelssohns, die nun in einer glänzenden deutschen Übersetzung von Horst Brühmann vorliegt. Dass dieses Werk aus der Feder eines französischen und nicht eines deutschen Gelehrten stammt, wundert ihn nicht, scheint ihm doch in Deutschland die Perspektive auf deutsch-jüdisches Leben durch den Holocaust bestimmt. Bourels Würdigung Mendelssohns als dem Begründer eines modernen Judentums hält er jedenfalls für überfällig. Er attestiert dem Autor beeindruckende Kenntnisse der Preußischen Geschichte und vor allem der Berliner Aufklärung sowie eine erhellenden und präzisen Blick auf das Leben und Wirken  Mendelssohns. Die Stationen seines Lebens findet er hierbei ebenso instruktiv dargestellt wie seine bedeutenden Philosophischen Werke oder die soziale und weltanschauliche Vielfalt im Berlin der Aufklärung. Für Schulte ein Buch über Mendelssohn, das in deutscher Sprache im Blick an Umfang, aber auch an "Gelehrsamkeit" nicht seinesgleichen hat.
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