Klaus L. Berghahn

Grenzen der Toleranz

Juden und Christen im Zeitalter der Aufklärung
Cover: Grenzen der Toleranz
Böhlau Verlag, Köln 2000
ISBN 9783412130992
Broschiert, 304 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Für die meisten Aufklärer war es leichter, die kulturellen Verdienste der alten Hebräer zu loben, als sich für die rechtliche und soziale Gleichstellung der Juden einzusetzen. Von Goethe stammen die Aussprüche "Dulden heißt beleidigen" und "Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zur Anerkennung führen." Im Kontext der breiten Toleranzdiskussion des 18. Jahrhunderts sind diese Äußerungen Goethes eine Provokation, die man ernst nehmen sollte, um die Grenzen dieses Konzepts schon im 18. Jahrhundert zu erkennen. Das gilt besonders für die Toleranz gegenüber den Juden, denn diese sollte zur Anerkennung ihrer Menschenrechte und schließlich zur Emanzipation führen. Klaus L. Berghahn stellt die Toleranzdebatte im 18. Jahrhundert facettenreich dar. Er beschreibt die Kritik der Vorurteile und ihren mangelnden Erfolg, die Hoffnung auf Emanzipation und die vielfachen Verzögerungen, die es auf dem Weg zu echter Gleichberechtigung gegeben hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.04.2001

Über die Wurzeln des Antisemitismus, denen auch das Zeitalter der Aufklärung nicht beizukommen wusste, wurde inzwischen viel geschrieben, berichtet Ulrich Kronauer. Auch den bekannten Personen der Aufklärung wie Immanuel Kant oder Georg Christoph Lichtenberg habe man inzwischen antisemitische Einstellungen nachgewiesen, informiert der Rezensent. Hell erfreut ist er daher über die Studie von Klaus L. Berghahn, der sich darum bemüht, das tolerante, aber nach Ansicht des Autors und auch des Rezensenten missverstandene Denken zu korrigieren. Berghahn sieht in der "Epoche Moses Mendelsohns" die Anfänge eines vielversprechenden deutsch-jüdischen Dialogs, den es immerhin gegeben habe, bevor das deutsche Denken in Gänze wieder in Antisemitismus umschlug, referiert der Rezensent. Er begrüßt daher die Studie des Autors, denn sie zeigt für ihn, dass die geistigen Köpfe der Aufklärung doch darum bemüht waren, ein tolerantes Miteinander zu etablieren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.02.2001

Vom "Toleranzmärchen" Nathans bleibt nach Meinung des Rezensenten Willi Jasper wenig übrig nach der Lektüre des Buches von Klaus Berghahn über das Verhältnis von Juden und Christen zur Zeit der Aufklärung. In der Aufklärung, mit Kant als Zeugen, offenbaren "sich bereits die antisemitischen Vorurteile ganz ohne Feigenblatt". Jasper skizziert in seiner kurzen Kritik nur die Ergebnisse der Studie, die er offenbar wichtig und einleuchtend findet. Kritik bringt er jedenfalls nicht an.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.11.2000

Die titelgebenden Grenzen der Toleranz im Verhältnis von Juden und Christen waren auch im Zeitalter der Aufklärung eng gesteckt. Das wird nicht zuletzt an einem antisemitischen Zitat von Goethe deutlich. Dennoch zeigt Berghahns Untersuchung, darauf legt der Rezensent "LL." Wert, dass sich die Vorgeschichte des Holocaust nicht auf den Antisemitismus reduzieren lässt: statt dessen zeichne sich das "In- und Gegeneinander von Emanzipation, Pseudoemanzipation, altem christlichem Judenhass und neuem Antisemitismus" ab. Toleranz und Anerkennung freilich hießen auch im besten Falle nicht viel mehr als Duldung und "Assimilation".