Dorothee Mußgnug

Ernst Levy und Wolfgang Kunkel

Briefwechsel 1922-1968
Cover: Ernst Levy und Wolfgang Kunkel
C. Winter Universitätsverlag, Heidelberg 2005
ISBN 9783825350314
Gebunden, 581 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Die Korrespondenz der beiden Juristen umfaßt etwa 550 Briefe. Sie beginnt 1922, als Kunkel seinen Lehrer um Ratschläge für seine Dissertation bat, und endet 1968 mit Levys Tod, als der Lehrer nicht nur zum Kollegen sondern zum vertrautesten Freund geworden war. Levy antwortete Kunkel aus Freiburg, aus Heidelberg, aus Seattle (Washington), aus Basel und zuletzt aus Davis (Calif.). Beide bewahrten die Briefe von Anbeginn an sorgfältig auf. Von der Zwangspause während des Zweiten Weltkrieges abgesehen blieben sie immer in direktem Kontakt. Die schwierigen Lebensbedingungen eines Emigranten, Remigranten und wieder in die Fremde Zurückgekehrten werden am Briefbestand deutlich: Kunkels Briefe an Levy haben mit den Umzügen zum Teil viermal den Ozean überquert, um schließlich wieder nach Heidelberg zu kommen. In den Briefen spiegeln sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Deutschland während des Nationalsozialismus, in den USA, in Ost- und Westdeutschland nach dem Krieg. Sie sind eines der wenigen gut dokumentierten Zeugnisse einer Epoche, die allzuoft Bindungen zerriß.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.09.2005

Vor allem für Leser vom Fach ist dieser Briefwechsel zwischen den Rechthistorikern Ernst Levy und Wolfgang Kunkel interessant, meint Wilfried Nippel, betont aber, dass die Korrespondenz neben Informationen zu rechtsgeschichtlichen Arbeiten, Publikationen und Kollegen "weit mehr" zeigt. Levy musste als Jude seinen Lehrstuhl für Rechtsgeschichte verlassen und wanderte in die USA aus, Kunkel, ein Schüler Levys, blieb in Deutschland, informiert der Rezensent. Dieser "sorgfältig edierte und kommentierte" Band ist das Dokument einer "lebenslangen Freundschaft" nicht nur in schwierigen Zeiten, betont Nippel. Er findet es angemessen, dass die Mitteilungen über Familiäres von der Herausgeberin Dorothee Mußgnug lediglich "kurz zusammengefasst" werden, jedoch nicht abgedruckt sind und hat dagegen die Äußerungen der Briefpartner über Kollegen, die, weil sie auch deren Haltung in der Nazizeit berühren, über das "Genretypische hinausgehen", mit großem Interesse gelesen. Insgesamt lobt der Rezensent diesen Briefwechsel als "eindrucksvolles Zeugnis" von der Freundschaft und der "menschlichen Größe" zweier bedeutender Rechtshistoriker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2005

Eine "Kostbarkeit" sieht Rezensent Michael Stolleis in diesem Briefwechsel der Juristen Ernst Levy (1881 bis 1968) und Wolfgang Kunkel (1902 bis 1981), den die Heidelberger Historikerin Dorothee Mußgnug herausgegeben hat - "jedenfalls für die Rechtshistoriker". Schließlich unterhalten sich hier nach Einschätzung des Rezensenten zwei Gelehrte der Spitzenklasse. Doch sind es für Stolleis weniger die wissenschaftsgeschichtlichen Details, so wichtig sie für die Spezialisten sein mögen, die den Briefwechsel "so anziehend" machen. Viel wichtiger erscheint ihm, dass man eine Freundschaft wachsen sehen könne, "die dank menschlichen Anstands und unbeirrter Immunität gegen den Nationalsozialismus Festigkeit gewann". Kunkel habe seinem Lehrer, der vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste, die Treue gehalten. "Diese Briefe", befindet Stolleis, "haben etwas Tröstliches." Ein großes Lob spricht er auch der Herausgeberin Mußgnug aus, die die Briefe sorgfältig bearbeitet, Familiennachrichten nicht unterschlagen, sondern als kursiv gedruckte Regesten angedeutet, Werk- und Namensregister hinzugefügt und einen kleinen biographischen Abriss der beiden Korrespondenten hinzugefügt hat.
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