Evan Osnos

Mein wütendes Land

Eine Reise durch die gespaltenen Staaten von Amerika
Cover: Mein wütendes Land
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518430880
Gebunden, 635 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer. Nach zehn Jahren als Korrespondent im Nahen Osten und in China zieht Evan Osnos 2013 zurück in die USA. Doch das Land, in das er heimkehrt, ist kaum wiederzuerkennen. Chancengleichheit, Rechtsstaatlichkeit, der Glaube an die Macht der Wahrheit - die fundamentalen Prinzipien der ältesten Demokratie der Welt scheinen ihre Selbstverständlichkeit eingebüßt zu haben. 2016 wird Donald Trump zum Präsidenten gewählt, vier Jahre später stürmen seine Unterstützer das Kapitol. Aus den vereinigten sind die gespaltenen Staaten von Amerika geworden.Evan Osnos hat diese Entwicklungen über Jahre beobachtet. Er versucht zu verstehen und zu erklären: warum im reichen Greenwich an der Ostküste, wo er aufgewachsen ist, aus gemäßigten Konservativen eingefleischte Trump-Anhänger wurden. Wie sich in Clarksburg, West Virginia, wo er seinen ersten Job bei einer Zeitung annahm, die Opioid-Krise zur nationalen Katastrophe ausweiten konnte. Und was die Ursachen sind für den Rassismus, die Waffengewalt und die Ungleichheit in Chicago, wo er selbst zu einem gefragten Journalisten aufstieg.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.11.2022

Rezensent Sebastian Moll schätzt, wie nah Evan Osnos in seinem Buch die amerikanische Lebensrealität an seine Leserschaft heranholt. In dem 2015, noch vor der Wahl Trumps begonnen Buch möchte der beim "New Yorker" tätige Journalist dem Phänomen Trump und dem starken Rechtsruck in den USA auf den Grund gehen. Doch damit ist er bei Weitem nicht der erste, meint Moll, und die Ursachen, die Osnos dabei aufzähle (Individualismus, soziale Medien, soziale Ungleichheit…) hat Moll alle schon woanders gelesen. Aber darum geht es dem Autor auch gar nicht, stellt der Rezensent klar, sondern vielmehr darum, von einem amerikanischen Leben zu erzählen, das dem Rechtsruck einen Boden lieferte - und das gelinge Osnos "meisterhaft": Wie er von einem traumatisierten Afghanistan-Kriegsheimkehrer in Clarksburg (West Virginia), einem gescheiterten Immobilienunternehmer mit Gang-Vergangenheit in Chicago und einem erst dem schnellen Geld verfallenen, dann geläuterten Arzt in Greenwich (Connecticut) erzählt, packt den Rezensenten und lässt ihn Osnos' Verbundenheit mit seinem Land und den Glauben an die Amerikaner spüren.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 09.11.2022

Evan Osnos kommt in seinem Buch über den Niedergang der USA ganz ohne Storytelling aus, freut sich Rezensent Tom Schimmeck, denn Osnos blicke einfach "herrlich konkret" auf die Lebenssituationen der Menschen in den abgehängten Regionen von West-Virginia, Illinois und Connecticut. Dabei zeigt er dem Rezensenten, wie sich christliche Fundamentalisten, ultralibertäre Superreiche und Industrielobbyisten zu einer unheiligen Allianz zusammengefunden haben, um sich das Land zur Beute zu machen. Mitreißend und präzise, findet Schimmeck.