Philip Manow

(Ent-)Demokratisierung der Demokratie

Cover: (Ent-)Demokratisierung der Demokratie
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518127537
Kartoniert, 160 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Demokratie gegen Demokratie - illiberale gegen liberale, direkte gegen repräsentative Demokratie, vielleicht sogar "the people vs. democracy"? Es scheint, die Demokratie war noch nie so unumstritten wie heute, während zugleich noch nie so umstritten war, was aus ihr folgt. Jeder tritt in ihrem Namen an und beschuldigt den Gegner, ein Gegner der Demokratie zu sein. Der Demokratie droht heute nur noch Gefahr von ihr selbst. Unsere Lage, so die These Philip Manows, ist von der gleichzeitigen Demokratisierung und Ent-Demokratisierung der Demokratie gekennzeichnet: Es ist die drastische Ausweitung von Partizipationschancen, die im Zentrum der Krise politischer Repräsentation steht. Diese Krise aber transformiert den Streit in der Demokratie zu einem Streit über die Demokratie - der ist jedoch demokratisch nicht zu führen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.06.2020

Tom Wohlfarth wird nicht ganz glücklich mit dem Buch des Politologen Philip Manow. Stilistisch erweist sich der Autor laut Rezensent zwar als tadellos, meint er, Manows historisch fundierter Vorstoß in die Tiefen einer "politischen Theorie des Populismus", wo der Autor gegenläufige Prozesse ausmacht, die titelgebende Demokratisierung und Entdemokratisierung der Demokratie, gerät Wohlfarth jedoch stellenweise allzu apodiktisch, auch wenn ihm der Autor die opportunistische Haltung der "liberalen Mitte" in diesem Kontext schön scharf stellen kann. Bei den Themen Nationalstaat und Staatsbürgerschaft bleibt ihm der Autor zudem etwas zu sehr an der Oberfläche und lässt ihn "ausführlichere Begründungen" vermissen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.06.2020

Rezensent Karsten Fischer entdeckt wichtige Impulse für die Debatte um die Gefährdung der Demokratie in dem Buch des Politikwissenschaftlers Philip Manow. Manow in seiner These folgend, dass das Fortschreiten der Demokratisierung der Demokratie gleichzeitig zu ihrer Entdemokratisierung führt, weil "billige" Formen politischer Auseinandersetzung, Polarisierung und Radikalisierung um sich greifen (siehe Trump), stellt Fischer eine durchdachte und gut belegte Argumentation fest, hat aber auch Einwände. Manows Verständnis für den Populismus als Anzeiger der Krise der Demokratie scheint ihm ebenso unbegreiflich wie die Behauptung im Buch, Demokratie und Universalismus trenne ein Gegensatz.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.05.2020

Jens Balzer lobt den Essay des Politikwissenschaftlers Philip Manow als anregend und instruktiv. Manow erläutert ihm den alten Wunsch von der "Einhegung des Pöbels", erklärt, wieso unsere Demokratie so demokratisch wie nie ist und was sie dennoch so unberechenbar macht. Dass die vom Autor konstatierte Krise der repräsentativen Demokratie unter anderem von der EU ausgeht, wie es im Buch heißt, ist für Balzer zwar ein komplexer Gedanke, lesbar bleibt der Band aber durchweg, erklärt der Rezensent und lobt ausdrücklich Manows dialektische Argumentation und seine Verkehrung gewohnter Perspektiven, auch wenn der Autor den "dialektischen Charakter des Rechtspopulismus" nicht ganz scharf gestellt bekommt, wie Balzer feststellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.04.2020

Rezensent Jens Bisky empfiehlt dringend die Lektüre von Philip Manows Analyse zum Stand der Demokratie. Manow sieht die westlichen Demokratien aus zwei Gründen in der Krise. Zum einen funktioniere die Repräsentation nicht mehr, die zwar eine unmittelbare Volksherrschaft behindere, aber eben auch zu Institutionen, Reglement und Konsensbildung führte, wie Bisky Manows Gedanken paraphrasiert. Populisten haben die Ausschlussmechanismen erfolgreich attackiert, die eben auch der Disziplinierung des unzivilisierten Plebs dienten. Zum anderen aber scheint Manow, Bisky Darstellung zufolge, auch ein äußerer Stabilisator zu fehlen, das heißt ein äußerer Gegner, so dass sich innere politische Gegner zu undemokratischen Feindschaften steigern. Genau und dicht findet Bisky Manows Beschreibung der demokratischen Krise, und dass der Politikwissenschaftler am Ende der Ochsentour Gerechtigkeit widerfahren lässt, die immerhin Organisationstalent und Kompromissfähigkeit schult, nimmt den Rezensenten auch ein.
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