Frederic Beigbeder

39,90. Neununddreißigneunzig

Roman
Cover: 39,90. Neununddreißigneunzig
Rowohlt Verlag, Reinbek 2001
ISBN 9783498006174
Gebunden, 272 Seiten, 20,40 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Brigitte Große. Octave Parango hat einen Topjob in einer noblen Pariser Werbeagentur, massig Luxus, Geld und einen solchen Überdruss an seinem Gewerbe, dass ihm davon schlecht würde, gäbe es nicht den Koks, die Frauen und den Zynismus. Schamlos verdammt er sich und seine Welt, weil alles darin käuflich ist. Zugleich bringt ihn der Erfolg einer Kampagne für einen Null-Fett-Joghurt an die Spitze der Agentur. Doch eines Nachts, bei Dreharbeiten zu einem Werbespot in Florida, entlädt sich Octaves ganzer Hass in einer blutigen Gewalttat ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.06.2001

Dies Buch, meint Sacha Verna, funktioniere nach dem Prinzip "möglichst grell, möglichst geil, möglichst geschmacklos". Wie sein Protagonist Octave habe auch Autor Beigbeder als "hochbezahlter Texter" für eine Werbeagentur gearbeitet. Doch Verna fand weder Beigbeder als Octave, noch Octave als Beigbeder von Interesse. Höchstens Beigbeder als Autor, denn schließlich firmiere das Ganze als "Literatur", und Verna kommt zum Schluss, dass dies ziemlich zu Unrecht geschieht. Denn außer einer gewissen "unbestreitbaren Virtuosität im Umgang mit deprimistischen Aphorismen" habe er wenig zu bieten. Auch werden wohl einige Geschmacksgrenzen immer wieder Richtung Geist- und Stillosigkeit überschritten. Das "bloße Bekenntnis zum deplazierten Schwachsinn" allein verleihe dem "deplazierten Schwachsinn" aber noch kein Qualitätssiegel. Zwischen "Koksschwaden, Parolendonner und Gag-Explosionen" sieht Verna gelegentlich etwas durchschimmern, das so dürftig ist, dass es die Bezeichnung "Handlung" eigentlich gar nicht verdient.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2001

Schon komisch: Da schimpft Katharina Döbler mit Elan über den "medialen Hype" um den Autor und sein Buch und trägt fein selber dazu bei, indem sie nämlich ausgiebig über die Beziehungen des "echten" Werbers und Medienjongleurs Beigbeder zu seiner Figur nachdenkt, anstatt uns (endlich) etwas über die Art und Weise des Erzählens in diesem vielbesprochenen Buch mitzuteilen. "Der Roman als Werbetext für sich selbst, das ist immerhin etwas Neues", meint sie. Aber ist das so neu? Schließlich: Welche Literatur spräche nicht von sich selbst im Ton der Überzeugung, sie sei wenn nicht die, so doch eine richtige - die sich zu kaufen lohne?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.06.2001

Fritz Göttler scheint etwas Mühe mit diesem Roman gehabt zu haben, der in der schönen neuen Werbewelt spielt, aus der der Protagonist ziemlich spektakulär herausfällt. Der Rezensent findet eigentlich, dass das Buch als "Satire zu verspielt" und als philosophisches "Pamphlet zu banal" ist. Und dennoch bemerkt er zu seinem Erstaunen, dass der Roman "funktioniert", was nach seiner Ansicht an dem munteren Mischen verschiedener Genres liegt. Um so faszinierender scheint er es zu finden, dass das Schreiben Beigbeders "moralisch affiziert" ist, und keineswegs nur "Ikonoklasmus" von überkommenen Werten darstellt, wie er betont.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.05.2001

Weitere Nachrichten aus einer "deregulierten, im narzisstischen Wahn befindlichen und in der Einsamkeit versinkenden Welt". Der Autor, selber Ex-Werber, erklärt uns Thomas Laux, beschreibt die Welt der Werbung als ein einziges, grausames Pandämonium. Mit dem Helden des Romans konnte sich Laux ganz und gar nicht anfreunden, ihn umgibt der Nebel moralischer Indifferenz. Doch das ist ja gewollt, und hätte der Autor einen Punkt gemacht, nachdem er seine Figur ins totale gesellschaftliche Abseits befördert hat, "es wäre ein gutes Buch gewesen." Das "höchst Unterhaltsame" einer solchen Abrechnung aber verkehrt sich rasch ins Manierierte, der Plot franst aus und erhält "mit einem sinnlosen Mord noch ein verkehrtes Highlight". Schade, denkt sich Laux.