Yannick Haenel

Halt deine Krone fest

Roman
Cover: Halt deine Krone fest
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498030407
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ausgezeichnet mit dem Prix Medicis 2017. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Ein Mann wird fünfzig und hat es noch nicht aufgegeben zu träumen. Denn wo, wenn nicht im Traum, in der Phantasie, ließe sich das wahre Leben finden? Jean hat ein Drehbuch über Hermann Melville geschrieben und ist auf der Suche nach einem Produzenten. Dabei widerfahren ihm die seltsamsten Dinge: Auf den Stufen eines New Yorker Museums trifft er den berühmten Regisseur Michael Cimino in Frauenkleidern, er diniert mit Isabelle Huppert neben einem Dalmatiner in einem Pariser Nobelrestaurant, in dem Emmanuel Macron kellnert. Im Jagdmuseum, zwischen ausgestopften Füchsen, Wölfen und Luchsen, schläft er mit einer geheimnisvollen Frau, und zu Hause führt ihn der Vietnam-Film "Apocalypse now" von Francis Ford Coppola zurück zu den Ursprungsfragen des Daseins. Ein Roman über die Suche nach der Wahrheit in der Kunst.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.02.2020

Rezensentin Katrin Hillgruber empfiehlt Yannick Haenels Hommage an Film und Literatur vor allem Cineasten. Der französische Autor erzählt hier - anders als bisher weitgehend losgelöst von gesellschaftspolitischen Kontexten, so Hillgruber - vom zurückgezogenen Pariser Drehbuchautor Jean, der seinen Traum verfolgt: ein Filmprojekt über Herman Melville zu realisieren, gemeinsam mit Michael Cimino. Trotz Jeans einsamen Künstlerdaseins handle es sich keinesfalls um ein larmoyantes Buch, stellt Hillgruber klar, sondern um ein Buch über die Glücksmomente, die die Leidenschaft für Film schenken könne. Vor allem die "slapstickhafte Situationskomik" Haenels sorgt auch in der deutschen Übersetzung von Claudia Steinitz bei der Rezensentin für eine vergnügliche Lektüre, die durch die zahlreichen filmischen Ehrerweisungen (neben Cimino auch Jerzy Skolimowski oder Isabelle Huppert) vor allem Filmfans begeistern dürfte, meint sie. Ein ganz eigener "Abenteuer- und Künstlerroman" und eine "utopische, lichtgleißende" Hommage an Film und Literatur, schließt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.09.2019

So verschieden Yannick Haenels Romane erscheinen mögen, Rezensentin Dina Netz erkennt doch eine entscheidende Gemeinsamkeit in "Das Schweigen des Jan Karski", "Bleiche Füchse" und "Halt deine Krone fest". In jedem dieser Bücher ist es die Suche nach "Sinn, Wahrheit und Klarheit", die die Figuren antreibt. Im letzten dieser Romane wird ein mittelmäßig erfolgreicher Schriftsteller vorgestellt, der auf der Suche nach Wahrheit in die künstlerische und schließlich auch persönliche Krise gerät. Niemand will sein 700-Seiten starkes Drehbuch über den ebenso krisengeschüttelten Hermann Melville verfilmen, also begibt er sich schließlich nach New York, wo er sein Werk dem abgetauchten Regisseur Michael Cimino präsentieren will. Der erste Teil des Romans sei trotz einiger Längen gut zu lesen, was Netz vor allem auf die Selbstironie des Erzählers und Heanels stilistische Brillanz zurückführt. Im zweiten Teil geschehen allerlei fatale und einige sonderbare Dinge, der Roman nimmt Fahrt auf und endet schließlich nicht zufällig am Tag der Pariser Anschläge, einem "Moment extremer Verunsicherung", so Netz. Zu Beginn ein amüsanter Künstlerroman, entwickele sich der Roman bald zu einer sozialen Utopie und ende in dem Appell, sich auf die Wahrheit zu besinnen und nicht nur durch das Leben zu schlurfen, erklärt die Kritikerin.
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