Friederike C. Hartung

Ein Dach über Europa

Politische Symbolik und militärische Relevanz der deutschen bodengebundenen Luftverteidigung 1990 bis 2014
Cover: Ein Dach über Europa
De Gruyter Oldenbourg Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783110798760
Gebunden, 340 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Wo ist Deutschlands Raketenabwehr? Diese Frage rückte nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland 2014 in den Fokus der Presseberichterstattung. Für die Abwehr von ballistischen Raketen ist die Flugabwehrraketentruppe der Luftwaffe zuständig. Im Ost-West-Konflikt schützten rund 18.600 deutsche Soldaten im Rahmen der Integrierten NATO-Luftverteidigung die westliche Allianz vor Luftangriffen durch den Warschauer Pakt. Nach der Wiedervereinigung befand sich der Luftverteidigungsgürtel des Bündnisses nicht nur in einer geografisch wirkungslosen Position, sondern ihm fehlte auch die Daseinsberechtigung. Mit seiner Auflösung ging ein erheblicher Abbau von Personal und Material der Flugabwehrraketenverbände einher. Nach der Neuausrichtung der Bundeswehr 2012 blieb diesem Dienstbereich der Luftwaffe nur noch ein Geschwader mit rund 2.300 Dienstposten. Der alte Feind war weg - und Deutschland nach 1989/90 umgeben von Freunden und Verbündeten. Warum also sollte die Regierung in eine Fähigkeit investieren, die Deutschland für sich selbst nicht brauchte?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2022

Für Rezensent und Politikwissenschaftler Ralph Rotte rückt Friederike C. Hartungs Buch Olaf Scholz' in seiner Prager Rede im August geäußerte Zusage an eine europäische Luftabwehr ins rechte Licht. So zeigt ihm Hartungs "materialreiche" und differenzierte Studie, die sich mit der Entwicklung der deutschen Raketenabwehr seit Ende des Kalten Krieges befasst, deutlich, dass solche Lippenbekenntnisse vor dem Hintergrund dieser Entwicklung mit Vorsicht zu genießen sind. Denn nachdem nach Ende des Ost-West-Konflikts 1990 die unmittelbare Bedrohung durch ballistische Raketen beseitigt schien, habe die Bundesrepublik statt ernsthafter Bemühungen zur Beteiligung an einer gemeinsamen Luftabwehr eher eine "Spiegelfechterei" vollführt, geprägt von der egoistischen Sorge um die Beziehung zu Russland und zu den USA, wie Rotte lesen muss. Wie Hartung diese Tendenz im Grunde "jedweder Bundesregierung" herausarbeitet, ohne zu sehr zu polemisieren, findet der Kritiker eindrucksvoll und wichtig.
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