Gabriele Gillen

Hartz IV

Eine Abrechnung
Cover: Hartz IV
Rowohlt Verlag, Reinbek 2004
ISBN 9783499620447
Kartoniert, 190 Seiten, 7,90 EUR

Klappentext

"Hartz und herzlos" (taz): nur ein Kalauer? Hartz IV markiert die Wende vom Sozialstaat zum Almosenstaat. Hunderttausende werden im kommenden Jahr kein Geld mehr von der Arbeitslosenversicherung bekommen. Von der Solidargemeinschaft, dem Herzstück des viel gerühmten Sozialstaat Marke BRD, zur "Bedarfsgemeinschaft": für Unzählige bedeutet das den Absturz in die Armut. Die Journalistin Gabriele Gillen rechnet in ihrer zornigen Streitschrift mit den Initiatoren, Multiplikatoren und Profiteuren von Hartz IV ab.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2005

Als "ausgesprochen lesenwert" lobt Agnes Steinbauer diese "Abrechnung" mit Hartz IV, die Gabriele Gillen vorgelegt hat. Die Journalistin räume mit einer Reihe von Mythen zu Hartz IV auf, etwa dass es durch die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II (ALG II) früheren Sozialhilfeempfängern besser gehe. Ins Reich der Legende verweise sie zudem angeblich dynamisierende Wirkung der Ein-Euro-Jobs für den Arbeitsmarkt. Wie Steinbauer berichtet, sehe Gillen Heere von verarmten Massen auf uns zukommen, Millionen Menschen an der Armutsgrenze, die über ihr Leben nicht mehr selbst bestimmen, sondern - mit wenigen Ausnahmen - gezwungen werden könnten, jeden Job anzunehmen. Auch wenn Gillens Ausführungen für Steinbauer gelegentlich etwas "überspitzt" formuliert klingen, ist sie sich in der Sache durchaus mit der Autorin einig.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.02.2005

Frank Lübberding hat eine Menge Sympathie für Gabriele Gillens politische Streitschrift zu Hartz IV - trotz einiger Kritik. Er hebt hervor, dass es der Autorin nicht einfach darum geht, diese problematische Arbeitsmarktreform abzulehnen. Ihr Ziel sei vielmehr Gerechtigkeit und die Verteidigung der sozialen Demokratie. Lübberding bescheinigt Gillen "große Sachkenntnis". Dass sie sich "parteiisch" und "polemisch" gibt, schreckt ihn nicht. Kritisch registriert er dagegen einen gewissen Konservatismus der Autorin, der sich in ihrer scharfen Ablehnung des wirtschafts- und sozialpolitischen Rückzugs des Staates bei gleichzeitigem Vormarsch von liberalen Ideen wie Zivilgesellschaft oder bürgerschaftliches Engagement äußert. "Eine Gabriele Gillen gilt heute als links", diagnostiziert Lübberding, "und das mit einem Staatsverständnis, das man ohne Polemik durchaus preußisch nennen kann." Für Gillen sei der Rückzug des Staates gleichbedeutend mit der Transformation des Wohlfahrtsstaates in eine altliberale Armenfürsorge. Zu den besten Passagen des Buches zählt Lübberding die Beschreibung gesellschaftlicher Desintegration. Das betreffe nicht nur ihre Polemik gegen die höheren Stände in Wirtschaft, Politik und Medien, "sondern vor allem ihre einfühlsamen Porträts, mit denen sie anschaulich zeigt, was Armut wirklich heißt." Die Gründe für die zunehmende Polarisierung von Arm und Reich werden zum Bedauern Lübberding bei Gillen leider weniger deutlich, was er ihrem Konservativismus anlastet. Die alte Arbeitsmarktpolitik sieht er weit skeptischer als die Autorin. "Nur weil sie Wolfgang Clement für gescheitert hält, muss sie ja kein Erfolgsmodell gewesen sein."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.01.2005

Gabriele Gillen klärt in ihrer "Collage" "informativ und temperamentvoll" über die Folgen der Hartz-Reform und den Zusammenhang zwischen Globalisierung und Sozialstaatsschwund auf, lobt Mathias Greffrath. "Gut recherchiert" sei das Buch, "bis zur Schmerzgrenze". Dass Gillen in ihrer Kritik der Sozialpolitik polemisch wie moralisch argumentiert, findet er eher erfrischend als störend. Mit diesem Tonfall bringe die Autorin die "Bürokratenlogik" der Reformer und Kürzer "auf den Punkt". Greffrath mag auch die Abwechslung, die eine Vielzahl an Textsorten bewirkt: satirische Briefe an Unternehmer, Kurzreportagen oder Pressekritik, unterbrochen von "präzisen Detailaufnahmen" der globalen und nationalen Ungleichheit, die durch die Reformen nur verstärkt werde. Der Rezensent fühlt sich gut informiert und dazu unterhalten.