Gary Shteyngart

Kleiner Versager

Cover: Kleiner Versager
Rowohlt Verlag, Reinbek 2015
ISBN 9783498064327
Gebunden, 480 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Mayela Gerhardt. Igor, ein asthmatischer kleiner Junge, der mit seinen Eltern in Leningrad lebt, wächst mit Sehnsüchten auf: nach Essen, nach Bestätigung, nach Wörtern. Damit er weiter zu Kräften kommt und auch seine Höhenangst überwindet, bringt sein Vater im Wohnzimmer eine Sprossenwand an, und trotz Schwindel und Schweißausbrüchen träumt Igor hoch droben, er werde Kosmonaut. Zwei Jahre später, 1979, wandert die jüdische Familie nach Amerika aus, aber erst unterwegs erfährt er mit Schrecken, wohin die Reise geht: "Zum Feind". Und doch findet Igor, der sich nun Gary nennt, in New York seine erste Spielkameradin überhaupt, ein Mädchen, dem ein Auge fehlt. "Ich bin Einwanderer, und sie hat nur ein Auge, also sind wir gleich."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.2015

Thorsten Gräbe ist berührt von Gary Shteyngarts Autobiographie. Shteyngarts Kindheits- und Jugenderinnerungen erscheinen ihm als Abenteuer zwischen Schmerz und Scherz, zwischen Leningrad und New York. Wenn der Autor vom Versteckspielen mit dem Vater und von Versagensgefühlen auf dem College berichtet, hat der Rezensent Mitleid mit dem Außenseiter, verkennt aber auch nicht das satirische Potenzial der Erzählung und die Überschneidungen von Fakten und Fiktion.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.09.2015

Memoiren mit knapp über 40? Im ersten Moment wirkt das Projekt des russischstämmigen Amerikaners Igor "Gary" Shteyngart auf Rezensentin Katharina Granzin anmaßend. Doch schon die bisherigen drei Romane waren autobiografisch geprägt, erinnert sie sich und liest "Kleiner Versager" dann auch mit einigem Vergnügen. Vor allem wegen des in Granzins Augen sowohl "eigentümlichen" als auch "hemmungslosen" Humors des Autors, der befreiend wirke angesichts mancher weniger lustiger Episoden, etwa über häusliche Gewalt. Dass sich das Buch so flüssig lesen lasse, liegt für die Kritikerin auch an der gelungenen Übersetzung durch Mayela Gerhardt, die den "schwungvollen, oft recht verplauderten Erzählduktus" angemessen ins Deutsche übertrage. Schließlich merkt Granzin noch an, Shteyngarts interessante Lebensgeschichte eigne sich wegen seiner Einordnung in ein neues Wertesystem durchaus als beispielhafte Migrantengeschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2015

Jörg Häntzschel mag den Autor. Eitelkeit und Narzissmus verzeiht er Gary Shteyngart, weil der ihn mit einem gut abgestimmten Sinn fürs Komische und Tragische bei der Stange hält. So folgt der Rezensent dem Autor mit dieser Autobiografie durch seine ersten, gerade mal vierzig Lebensjahre, aus St. Petersburg nach New York, durch die Peinlichkeit der Pubertät, die Welt verkrampfter Exilrussen und aufs College. Gary Shteyngart, der Asthmatiker, den seine Mutter "Failurtschka" nennt, ist "immer krank, immer der Kleinste, immer allein und immer unter Druck". Denn durch die alltäglichen Lustigkeiten schimmern immer wieder die Tragödien des 20. Jahrhunderts: Ermordete, verhungerte und verschleppte Verwandte, das schäbige Ende des Sozialismus und die Emigration bilden den dunklen Unterton unter dem hellen Lachen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.07.2015

An Anton Tschechow fühlt sich Hannes Stein bei der Lektüre von Gary Shteyngarts Autobiogarfie "Kleiner Versager" erinnert, an einen Tschechow allerdings, bei dem man regelmäßig schallend lachen muss: "Ein Meisterwerk der Hochkomik, das von einer tiefen Schwermut durchtränkt ist." Pointiert und präzise schildert Shteyngart sein Aufwachsen im sozialistischen Leningrad und den Umzug in die USA, wo er fortan ein Einzelgänger mit schwerem Akzent und komischen Klamotten ist, der zu viel trinkt und kifft - ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schriftstellerlaufbahn also, fasst der Rezensent äußerst angetan zusammen.