Gilbert Carr

Demolierung - Gründung - Ursprung

Zu Karl Kraus' frühen Schriften und zur frühen Fackel
Cover: Demolierung - Gründung - Ursprung
Königshausen und Neumann Verlag, Würzburg 2019
ISBN 9783826065934
Kartoniert, 886 Seiten, 88,00 EUR

Klappentext

In dieser Gesamtdarstellung der frühen Schriften Karl Kraus' und der frühen Jahrgänge seiner Wiener Zeitschrift Die Fackel bildet der Übergang von seinen ironischen Feuilletons zur schärfsten Polemik gegen die Presse und zur satirischen Sprachkritik den Schwerpunkt. Vor dem breiten Horizont des fin de siècle wird "Die demolirte Literatur"(1896/7) als topografisch verschlüsselte Momentaufnahme der Zustände der großstädtischen Öffentlichkeit begriffen. Neue Quellen zur Gründung der Fackel und zu den Zuständen in Wiener Redaktionen werden erfasst und seine Kritik am Feuilletonismus im Zeitzusammenhang betrachtet. Vernachlässigte Archivalien, vor allem Notizen und Entwürfe zur "Demolirten Literatur", werden erschlossen. Aufgrund von kritischer Textinterpretation wird die biografische Legendenbildung überprüft. Auf Fragen der jüdischen Identität wird eingegangen, ohne kurzschlüssig Thesen zum pathologisch hassenden Anti-Modernen und Antisemiten zu konstruieren. Die Bedeutung der neunziger Jahre für den späten Gedächtnisdiskurs um frühe Theatererlebnisse wird sichtbar und die Entstehung seiner Norm 'Ursprung' von der Frage der jugendlichen Identität abgegrenzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2019

In Gilbert Carrs Buch verirrt Leo Lensing sich gern. Falsch nummerierte Kapitelüberschriften und eine Masse an Fußnoten machen das Dickicht des Bandes perfekt, meint er. Dass er sich dennoch nicht abschütteln lässt, liegt an der schieren Materialfülle, die der Germanist Carr aufbietet. Neben unveröffentlichter Korrespondenz und Vorlesungsnotizen von Karl Kraus liefert der Band laut Rezensent Schlaglichter auf die Wiener Journalistik ab 1890,  kritische Untersuchungen und umsichtige Interpretationen der journalistischen Arbeiten von Kraus zwischen 1892 und 1898 sowie seiner Beziehungen zu Schnitzler, Bahr, Salten und Co. Mehr biografische Kontextualisierung hätte sich Lensing gewünscht.
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