Hans-Eckehard Bahr

Erbarmen mit Amerika

Deutsche Alternativen
Cover: Erbarmen mit Amerika
Aufbau Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783351025694
Broschiert, 157 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Präsident George W. Bush hat am 12. September 2001 zu einem globalen Kreuzzug gegen das Böse aufgerufen. Das kann für die Völker Europas indessen kein Grund sein, sich in diese Selbsthysterisierung der USA hineinziehen lassen. Hans-Eckenhard Bahr stellt in diesem Buch alternative Modelle für ein konstruktives, nichtmilitärisches Engagement im neuen Europa vor. Bahr greift dabei zurück auf die große politische Kultur des anderen Amerika, das Amerika eines Martin Luther King, die heute bei uns im friedensorientierten Deutschland nicht schlecht aufgehoben ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2004

Als "unklug, ja sogar als apokalyptisch inspiriert" stufe Hans-Eckehard Bahr die derzeitige Politik Washingtons ein, ohne die Führungsrolle USA an sich zu verurteilen, weiß Rezensentin Anette Bingemer über Bahrs Buch "Erbarmen mit Amerika" zu berichten. Gegen eine USA, die auf Vernichtungslogik und atomare Bedrohung setzten, erinnere der Theologe an das menschenrechtlich beseelte Amerika Martin Luther Kings. Er plädiere dafür, die versöhnende, Interessen ausgleichende Ausprägung der amerikanischen Religiosität angesichts ihrer nun nationalistischen, fanatischen Stilisierung nicht zu vergessen. Bingemer hebt hervor, dass Bahr weder blind für strukturelle Zwänge sei, noch als Pazifist erscheine. Er wolle "nur" die sogenannten Tatsachen nicht als etwas Unwiderrufliches hinnehmen und für das andere, ebenfalls Mögliche eintreten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.04.2004

Ein "ungewöhnliches", aber "aus biblischer Erfahrung mit Großmächten wohl zu rechtfertigendes" Angebot macht Hans-Eckehardt Bahr mit diesem Buch, befindet Christian Schütze: "Das verführte und durch Terrorismusangst hysterisierte Amerika braucht Erbarmen". Der Theologe, politische Publizist und Mitstreiter von Martin Luther King habe mit seiner "fulminanten Streitschrift" ein Buch vorgelegt, das aus der allenthalben erklingenden Kritik an der US-amerikanischen Weltpolitik hervorsteche, berichtet unser Rezensent, denn Bahr führe das Weltmachtstreben Washingtons auf seine religiösen Wurzeln zurück und zeige, wie die verkürzte Auslegung des Johannes-Evangeliums seit Reagans Formel von "Reich des Bösen" dazu geführt habe, dass Amerika sich gezwungen fühlt, in den "Endkampf zwischen Gut und Böse" zu ziehen. Dabei sei doch die Rache dem Herrn allein, erinnert Bahr. Das vergessen zu haben, markiere seiner Auffassung nach die erstmalige Dominanz einer totalitären Denkfigur im Weltbild demokratisch gewählter Machthaber. Zwar empfiehlt Bahr, der sich mit seinem Buch an Europa und speziell an Deutschland wendet, den außenpolitischen Plänen der USA keine Gefolgschaft zu leisten. Doch insistiert er darauf, die liebenswerte Großherzigkeit der Amerikaner und die humane Kraft ihrer leidenschaftlichen demokratischen Kultur nicht zu vergessen. Schließlich hofft er auf eine Einsicht der USA und ihre Rückkehr zu Diplomatie und Dialog.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.01.2004

"Ein fulminanter Essay" und gerade "zur rechten Zeit", freut sich Christoph Dieckmann über Hans-Eckehard Bahrs Buch, das sich dem ideologischen Unterbau der Regierung Bush und ihrer "aggressiven Nationalreligiösität" widmet. "Der hierzulande als harmlos-exotisch belächelte Erwählungsglaube in den Vereinigten Staaten wurde inzwischen abgelöst von einem atemberaubend sektiererisch begründeten Allmachtswahn", zitiert der Rezensent Bahrs These. Solcher "Gott-mit-uns-Propaganda", so Dieckmann, setzt der Autor, der persönlicher Mitarbeiter von Martin Luther King war, eine religiöse Auffassung entgegen, die der Autor als "genuin christliche Lebenshaltung" definiert und die sich nach Ansicht Dieckmanns durch einen "Verzicht auf politischen Messianismus und Freund-Feind-Anthropologie" auszeichnet. Mit der "deutschen Alternative", wie der Untertitel des Buches lautet, ist Bahrs Wunsch gemeint, Deutschland und Europa mögen sich "der apokalyptischen Bush-Doktrin entziehen", erklärt Dieckmann, der das Buch deswegen "so wertvoll" findet, weil der Autor durch seine Erinnerung an eine andere Tradition Amerikas dieses mit in seine Hoffnung einbeziehe.