Hans-Peter Bartels

Victory-Kapitalismus

Wie eine Ideologie uns entmündigt
Cover: Victory-Kapitalismus
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2005
ISBN 9783462034813
Paperback, 230 Seiten, 8,90 EUR

Klappentext

Wirtschaft scheint heute alles zu sein. Das marktradikale Denken durchdringt jeden Lebensbereich, vom "Humankapital" in den Familien bis zu den "Profitcentern" der Kirche. Die Verheißung der gepriesenen Diktatur des Kapitals lautet: Wohlstand am Standort Deutschland. Die Drohung an die Ungläubigen: Abstieg und Verelendung. Zwar spürt man überall Unbehagen an diesem "Victory-Kapitalismus". Doch wer kritisiert die Sieger-Pose der Wirtschafts-Dogmatiker? Die Politik muss endlich heraus aus der Defensive, sie darf nicht länger wie ein Kaninchen auf die großmäulige Schlange angeblicher ökonomischer Sachzwänge starren: Es ist eben nicht jede Steuer zu hoch, jeder Lohn zu teuer und jeder Beamte einer zu viel, wenn es um das gute Zusammenleben einer Gesellschaft geht.
Hans-Peter Bartels, MdB, und einer der führenden Köpfe der neuen SPD, entlarvt in seinem Buch die Mythen der ökonomistischen Leitideologie. Wie rational entscheiden eigentlich Manager, welche Opfer bringen sie für den Standort? Ist Deutschland, solange es nicht gesund geschrumpft, dereguliert und rundum privatisiert ist, im internationalen Vergleich wirklich das Letzte? Der geistige Führungsanspruch der ökonomischen Elite hält dieser Überprüfung nicht stand. Gleichwohl hat Deutschland Veränderungen zu bewältigen - Globalisierung, Demographie, Wertewandel -, die neue politische Ideen erfordern, aber eben nicht Rezepte aus dem Mülleimer der liberalen Wirtschaftstheorie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2005

Hans-Martin Lohmann stellt fest, dass in Hans-Peter Bartels' "Pamphlet" gegen den in Deutschland grassierenden "Ökonomismus" wenig Neues an Fakten zu lesen ist. Dennoch glaubt der Rezensent, dass es nötig ist, der "Schwarzmalerei der Kapitalseite" etwas entgegen zu halten, weshalb er dieses Buch des SPD-Bundestagsabgeordneten begrüßt. Es sei "flott formuliert" und belege, dass die wirtschaftliche Situation Deutschlands lange nicht so schlecht ist, wie es von Unternehmerseite behauptet wird, um niedrigere Löhne, die "Entmachtung der Gewerkschaften" und geringere Unternehmenssteuern durchzusetzen, so der Rezensent zustimmend. "Entschieden zu kurz" kommt Lohmann in dieser Polemik allerdings die Rolle, die die SPD in dieser Entwicklung gespielt hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2005

Hans-Peter Bartels Buch "Victory-Kapitalismus", in dem er den unbedingten "Glauben" an den "Shareholder-Kapitalismus" zu erschüttern sucht, wird von Rezensent Johano Strasser mit Lob überschüttet. Legende um Legende über den angeblich unvermeidbaren "Marktradikalismus" wird vom Autor - Journalist und Kieler Bundestagsabgeordneter der SPD - mit Sachkenntnis und "überzeugendem Zahlenmaterial" widerlegt, preist der Rezensent. Dabei sei Bartels in "keine Schublade zu stecken" und auch der eigenen Parteiarbeit gegenüber nicht unkritisch, freut sich Strasser, der positiv hervorhebt, dass der Autor auch eigene Fehler in seiner Arbeit als Bundestagsabgeordneter selbstkritisch einräumt. Laut Bartels dürfe eine vernünftige Wirtschaftspolitik weder vor einer höheren Erbschafts- noch vor einer Mehrwertsteuer zurückscheuen, referiert Strasser offenbar mit Zustimmung und er attestiert dem Autor, ein "klug argumentierendes, immer anschauliches und engagiertes" Buch geschrieben zu haben. Das dieses dann streckenweise sogar "erfrischend witzig" ist, freut den ohnehin eingenommenen Rezensenten umso mehr.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2005

Deutlich angetan zeigt sich Rezensent Detlef Gürtler von Hans-Peter Bartels "Victory-Kapitalismus", in dem der SPD-Bundestagsabgeordnete nicht nur eine "überraschend moderne Kapitalismuskritik" liefere, wie der Verlag verlauten lasse, sondern, wie der Rezensent findet, eine "überraschend moderne sozialdemokratische Programmatik". Bartels denke über eine mögliche Zukunft der Sozialdemokratie nach und zeige einen dritten Weg auf, zwischen der linken Linken und der rechten Linken. Bartels Vision fasst der Rezensent in einer Formel zusammen: "Fortschritt plus Patriotismus, Familie plus Luxussteuer". Die Wirtschaft verweise Bartels auf ihren vom Grundgesetz angestammten Platz: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus" bedeute nicht, dass die Politik sich der Wirtschaft unterwerfen müsse, sondern das Gegenteil. "Frech" schließe Bartels auf stärkere Intervention des Staates. Lediglich seine demografischen Ansichten können den Rezensenten nicht überzeugen. Insgesamt biete Bartels jedoch eine "gut gelaunte, sowohl wahlkampf- wie praxistaugliche Argumentation entlang des Dritten Wegs zwischen Attac und Agenda 2010", was den Rezensenten zum augenzwinkernden Fazit bewegt: "Da hat der Kapitalist wenigstens wieder einen Grund, die Sozis zu hassen."
Stichwörter