Helene Hegemann

Patti Smith

Cover: Patti Smith
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2021
ISBN 9783462053951
Gebunden, 112 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Helene Hegemann trifft Patti Smith zum ersten Mal in einer Mehrzweckhalle in Wien, die als Probebühne für Christoph Schlingensiefs "Area 7" dient. Eine Begegnung, die der damals Dreizehnjährigen im weitesten Sinne das Leben rettet. Patti Smith sprengt in ihrer Kunst alle Gesetzmäßigkeiten und Regeln, die in der Ruhrpott-tristesse, in der Helene Hegemann aufgewachsen ist, als unumstößlich gelten. Von dem Tag an, als sie aus einem Brennpunktstadtteil an die Seite von Patti Smith und in ein Theater katapultiert wird, in der Provokationskünstler die Doktrin vom sozialen Status komplett neu verhandeln, wächst in ihr eine Erkenntnis: Ein Leben, das an Gegensätzen nicht zerbricht, sondern aus ihnen eine explosive, heilende Kraft schöpft, ist möglich. In diesem Text erzählt Helene Hegemann von ihrer Liebe zu der Musikerin, Dichterin, Performance-Künstlerin, Malerin und Fotografin Patti Smith, von Menschen mit reinen Herzen und von einem toten Hasen, der im Januar 1965 durch eine Kunstausstellung geführt und vierzig Jahre später von Patti Smith in Afrika begraben wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2021

"Viele gute Geschichten" liest Rezensentin Marlene Knobloch in Helene Hegemanns neuem Buch über Patti Smith. Dass es sich hier keinesfalls um eine Lobeshymne handelt, stellt Hegemann gleich zu Anfang klar, so Knobloch, indem sie ihre maßlose Enttäuschung äußert - darüber, dass die einst so kritische, anarchistische, dionysische Künstlerin heute ganz gewöhnliche Bildchen auf Instagram postet - von Vintage Telefonen, Notizheften und natürlich sich selbst. Das wird Hegemann ihr nicht vergeben, glaubt die Rezensentin, genauso wenig wie sie vergessen wird, was Smith einmal für sie bedeutet hat. Davon und darüber hinaus erzählen die vielen guten Geschichten, die Hegemann so kunstvoll wie eigensinnig miteinander verknüpft, lesen wir. Dabei scheut sie sich nicht herrlichen erzählerischen Fahrlässigkeiten, jeder Menge Selbstironie und trockenem Humor, erklärt Knobloch.  Kitsch und Pathos hingegen liegen ihr fern. Am Ende dieses "wunderschönen, sehr persönlichen Essays" begreift man, was die Autorin und Patti Smith, sowie der Theatermacher Christoph Schlingensief als dritter im Bunde miteinander teilen - es ist der innere Drang, Grenzen zu überwinden, meint Knobloch. Außerdem erfährt man, was die drei Künstler*innen mit einem afrikanischen Nager, einer Bierbank und Richard Wagner zu tun haben, so die hingerissene Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.2021

Rezensentin Marlen Hobrack folgt interessiert Helene Hegemanns leidenschaftlicher Hommage auf Patti Smith, Christoph Schlingensief und das Theater. Die 29-jährige Autorin schreibt in Teilen autobiografisch vom Tod ihrer Mutter und sehr ausführlich von dem daraus folgenden ersten Kontakt zu Patti Smith und zum Theater Schlingensiefs durch ihren Dramaturgen-Vater, erzählt uns Hobrack. Die geistreiche Geschichte ist dabei zwar "ein bisschen Irrenhaus, aber auch Kunst", findet die Rezensentin. Ein genaues Buch, das man Hobrack zufolge lesen sollte, um Patti Smith und Bühnenkunst besser verstehen zu können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26.09.2021

Rezensentin Julia Encke liest atemlos über Helene Hegemanns Rettungs- und Erweckungserlebnis durch Patti Smith. Wie Smiths Musik im Buch zunächst mit dem schwierigen Zusammenleben der noch jugendlichen Autorin mit ihrer alkoholabhängigen Mutter assoziert wird, später dann mit einer Art Befreiung und dem Start in ein anderes Leben, beschreibt Hegemann laut Encke eindringlich und wuchtig. Angelesenes über die Musikerin und die Bezüge, die Hegemann in alle Richtungen aufmacht, Erinnerungen, Reflexionen, ergeben für Encke keine Huldigung, aber das ambivalente Bild einer Entwicklung.