Helmut Kohl

Helmut Kohl: Erinnerungen 1930-1982

Cover: Helmut Kohl: Erinnerungen 1930-1982
Droemer Knaur Verlag, München 2004
ISBN 9783426272183
Gebunden, 600 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Helmut Kohl schildert in den "Erinnerungen 1930 - 1982" seinen Weg zur Kanzlerschaft - von den Anfängen seines politischen Engagements als Sechzehnjähriger bis zu jenen dramatischen Tagen im Herbst 1982, als die Regierung Schmidt in einem konstruktiven Misstrauensvotum abgelöst und Helmut Kohl zum neuen Bundeskanzler gewählt wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2004

Als "penible Rückschau" charakterisiert Christian Kind den ersten Band von Helmut Kohls Erinnerungen, der die Jahre 1930 bis 1982 umfasst. Wer Aufschluss über Persönliches, vielleicht sogar Anekdotisches, Stoff für anregende Lektüre erwarte, warnt Kind, komme hier kaum auf seine Kosten. Eher handle es sich um das Protokoll einer Politikerkarriere, die sich auf frühzeitige Planung, ungeheuren Fleiß in der Ausführung und sorgfältige Pflege nützlicher Beziehungen stützte. Kind lässt noch einmal Kohls Zeit als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Oppositionsführer im Parlament, die von der Rivalität mit Franz Josef Strauß geprägt war, Revue passieren, berichtet über Kohls angespannte Verhältnis zu den Medien, und schildert dessen Reaktion auf die Entführung des Berliner CDU-Politikers Peter Lorenz und des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer. Kohls Darstellung seiner Gewissenskonflikte in letzterem Fall gehört für Kind zu "eindrücklichsten" Passagen in diesen ansonsten eher nüchternen Erinnerungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.03.2004

Eine durchaus ergiebige Lektüre scheinen Helmut Kohls Erinnerungen für Warnfried Dettling - einstiger Mitstreiter Kohls bei der Modernisierung der CDU - gewesen zu sein, auch wenn er sich hin und wieder geneigt fühlt, Kohl vor sich selbst in Schutz zu nehmen. Die Bitterkeit, die negative Fixierung, die in den Erinnerungen immer wieder durchbricht, verdunkeln in der Sicht von Dettling die gar nicht wenigen Verdienste des Mannes. Auch ist dem Rezensenten schleierhaft, warum Kohl so unbeteiligt und leidenschaftslos schreibt. Vor allem aber werden für Dettling drei Punkte deutlich: Kohl war ein Politiker, der mit der CDU, durch die CDU und in der CDU das wurde, was er schließlich war. Zudem hatte es für Kohl eine existenzielle Dimension angenommen, sich durchzusetzen - endlos seien die peniblen Aufzählungen seiner Abstimmungserfolge, stöhnt Dettling. Und schließlich zeigen die Erinnerungen ein Politikverständnis, das einer feudalen Lehnsordnung gleichkommt, befindet Dettling, in der "Schutz gegen Gefolgschaft, Macht gegen Abhängigkeit und Treue gegen Karriere getauscht werden". Vermisst hat der Rezensent ein wenig selbstkritische Reflexion.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2004

Kräftig zieht Rezensent Norbert Seitz gegen die nun vorliegenden Memoiren Helmut Kohls vom Leder. Er sieht den Rekordkanzler darin vor allem als Kämpfer gegen die vermeintlichen, zahlreichen Geschichtsfälscher unterwegs. Dabei hat Kohl ein grausige Metamorphose durchgemacht: Aus dem "einst gepanzerten Souverän" sei ein "rachelüsternes Monster" geworden, befindet Seitz, das auf über 700 Seiten zur Tat schreite, um vor den linken Mächten des Bösen seinen Eintrag ins Geschichtsbuch zu retten. Während sich die FAZ von der Fotografie des einsam am Schreibtisch im Keller seines Oggersheimer Hauses sitzenden Altbundeskanzlers an Dürers "Hieronymus im Gehäus", "dem Urbild des abendländischen Intellektuellen" erinnert fühlte, symbolisiert das Bild für Seitz "eher die Bunkermentalität eines ungeübten Schreibers als die Revision der Legende vom gemütlichen Menschen". Von einer "zweifelgeleiteten Detailbesessenheit" sind Kohls Erinnerungen nach Ansicht von Seitz ebenso wenig geprägt wie von Vollständigkeit im Sinne einer möglichst umfassenden Information. In einer "Mischung aus Machtdogmatik und Rührseligkeit" breite Kohl zum Beispiel die Terrorismus-Legende aus, ärgert sich Seitz, "bei der sich der Schleyer-Freund noch nachträglich aus dem Großen Krisenstab auszuklinken versucht". Für Seitz ist Kohl schließlich "nur ein selbstgerechter Abhaker seiner Zeit".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.03.2004

Jürgen Busche ist nicht überrascht, nicht überwältigt und nicht enttäuscht: Helmut Kohls "Erinnerungen" seien "so originell wie sein Reden und Handeln als Kanzler - einschließlich der gelegentlichen Höhepunkte". Im Klartext: Der Ex-Kanzler liefere einen Politik, Zeitgeschichte und Privatleben einschließenden und verschränkenden Bericht, der Handeln und Leben aus dem Erlebten herleitet: "Es war eine schwierige Zeit und man darf mit dem eigenen Weg zufrieden sein". Im großen und ganzen hat Busche mehr gesammelte "Stoffmasse" als Geschichtserzählung gefunden, leider, denn wenn Kohl einmal ins Erzählen gerate, werde es sehr aufschlussreich.