Helmut Krausser

Alles ist gut

Roman
Cover: Alles ist gut
Berlin Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783827012029
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Marius Brandt versucht im Musikbetrieb Fuß zu fassen, doch kein Intendant eines Opernhauses zeigt Interesse an seinen neotonalen Werken, die der Gattung neue gesellschaftliche Relevanz verleihen sollen. Zunehmend frustriert, von Mordphantasien geplagt, gerät Brandt an jahrhundertealte, verschlüsselte Musikaufzeichnungen, die er nach und nach enträtselt. Teile davon baut er in eine Auftragskomposition ein, die er "Alles ist gut" nennt. Bei der Uraufführung kommt es zu rätselhaften Schwächeanfällen im Publikum. Einer der Zuhörer stirbt sogar. Er bleibt nicht der einzige Tote. Doch niemand kommt auf den Gedanken, Brandts Musik könnte dafür verantwortlich sein. Der Komponist selbst begreift zwar, dass etwas Absonderliches in seine Welt gefunden hat, das er für seine Zwecke nutzen möchte, die Konsequenzen aber überblickt er nicht. Er wird zum Spielball dubioser Figuren, deren Absichten im Dunkel liegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.03.2016

Rezensent Ulrich Baron lässt sich gern belehren, was das Verhältnis von Autor und Erzähler betrifft. Von einem wie Helmut Krausser jedenfalls, der Baron mit diesem Roman wieder ganz von vorn fragen lässt: Ist es Kunst oder echt? Dass Krausser als Autor im Text vorkommt, ist dabei nur eines von vielen Schmankerln, die Baron genießen darf. Polemische Maximen zum Kulturbetrieb, Satirisches zur musikalischen Avantgarde und allerhand Überraschungen hält der "Musikerroman" laut Rezensent bereit. Für Baron ein grandioser Zerrspiegel der Kunst, karnevalesk, mitreißend, anmaßend, selbstironisch und traditionsfest.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.01.2016

Helmut Kraussers neuer Roman ist für Elisa Britzelmeier ein Spiel der Literatur mit sich selbst, weniger umfangreich als Kraussers "Melodien" und so eine Art Remix dieses Romans, meint die Rezensentin. Abgesehen von einer Satire über den Kulturbetrieb (in der zur Freude der Rezensentin ein dicker Krausser auftritt) enthält die Geschichte laut Britzelemeier Momente des traditionellen Künstlerromans. Wenn der Autor von geheimnisvoller alter Musik und Dämonen erzählt, weiß die Rezensentin allerdings oft nicht, was sie glauben kann und was nicht, der ironischen Brechungen sind es zu viele, findet sie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.01.2016

Helmut Kraussers neuer Roman "Alles ist gut" wirkt auf Manuel Brug wie eine, immerhin unterhaltsame, "Loseblattsammlung" - was allerdings auch zu dessen Inhalt passt, verrät der Rezensent. Denn darin klaut der unangepasst tonal komponierende Marius Brandt Versatzstücke aus dem Nachlass seines Hausmeisters, schustert sie zusammen, und hat, auch dank dreier Toter bei der Uraufführung, plötzlich riesigen Erfolg, fasst Brug zusammen. Sowohl der potenziell tödliche Effekt von Musik als auch die historischen Rückblenden zu deren Anfängen könnte einem von Kraussers Roman "Melodien" bekannt vorkommen, verrät der Rezensent, der neue ist in den Ansätzen allerdings komischer. Nur schade, dass der Autor die Spitzen gegen den Musikbetrieb im Buch nicht lange genug durchhält, findet Brug.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2015

Doppelbegabungen können wirklich praktisch sein, findet Katharina Granzin. Helmut Krausser, der sowohl Schriftsteller als auch Komponist ist, nutzt angesichts des ausbleibenden Erfolgs seiner musikalischen Arbeiten frech den größeren der literarischen, um ein bisschen Werbung zu machen, erklärt die Rezensentin. In "Alles ist gut" geht es, wie schon in Kraussers Roman "Melodien", an den lose angeschlossen wird, vor allem um Musik, berichtet Granzin. Ein erfolgloser Berliner Komponist und Musiker stößt auf einen Satz alter Noten, die ihm unverhofft Erfolg verschaffen, woraufhin er sich aber schrecklich verkannt fühlt, fasst die Rezensentin zusammen. Dieses Drama bietet Krausser dann ausreichend Gelegenheit, um über Musik zu philosophieren und über die Entscheidungsträger in Opernhäusern zu wettern, so Granzin. Mit dem Schreiben dürfte Krausser jedenfalls nach wie vor Erfolg haben, vermutet die Rezensentin.