Hernan Ronsino

Cameron

Novelle
Cover: Cameron
Bilger Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783037620854
Gebunden, 91 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Aus dem argentinischen Spanisch von Luis Ruby. Eine Stadt an einem Fluss. Eine Eisenbahnbrücke, von der sich an einem 16. Dezember der Dichter Boris Gordon stürzt. In einem Jazzclub singt Elda Cook. Cameron, ein Mann mit Holzbein, an dem eine Fußfessel befestigt ist, steht unter Arrest. Er kennt seine Grenzen, bis ihm in einer wilden Nacht die elektronische Fußfessel samt künstlichem Bein abhandenkommt.Ronsino verlässt mit dieser Geschichte die argentinische Provinz in ein globalisiertes Irgendwo, halb postdiktatorisches Lateinamerika, halb mitteleuropäischer Winter. Als Welt des alternden, von der Gegenwart überholten Täters universal - wie auch in dessen Menschlichkeit.Wie viele hat mein Großvater in Pedernales getötet? Oder in Carhue? Oder in dem Massaker, das die Schlacht von Daireaux gewesen ist? Spuren sind die Erinnerung an eine Abwesenheit. In Fieberträumen findet sich Cameron auf einem Stück Land wieder, das keinem gehört. Während ein Zirkus nach dem anderen sein Gastspiel gibt, hat die Abteilung für Aufklärung und Prävention freie Hand. Man hört Trommelwirbel und die mikrofonverstärkte Stimme von Pajarito Lernú. Eine heiße Nacht, sagt er. Gleich kommen die Clowns.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.06.2020

Rezensent Paul Jandl folgt einer selbstständigen Beinprothese durch die Stadt in Hernan Ronsinos Novelle. Solche und andere Scherze weiß der Autor laut Jandl anzubringen, ohne sich um die Orientierung des Lesers groß zu scheren. Bin ich dumm oder ist es die Geschichte?, fragt sich Jandl und wählt schließlich einen dritten Weg: Er legt sich selbst einen roten Faden durch den labyrinthischen, mit allerhand Nebenfiguren bevölkerten Text, der ihn an Borges erinnert. Eine surreale Fingerübung mit Potenzial, findet Jandl.