Irene Nemirovsky

Die Hunde und die Wölfe

Roman
Cover: Die Hunde und die Wölfe
Albrecht Knaus Verlag, München 2007
ISBN 9783813502831
Gebunden, 256 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Als sich Ada und Harry das erste Mal begegnen, fürchtet sich der behütete Sohn einer reichen jüdischen Familie in der Ukraine vor der armen Cousine. Doch Ada weiß vom ersten Augenblick an, dass sie ihn nie vergessen wird. Jahre vergehen. Die junge Ada ist Malerin geworden und mit ihrer Tante Rhaissa, der schönen Cousine Lilla und dem umtriebigen Vetter Ben in Paris gelandet. Mühsam sucht jeder seinen Platz in der Fremde. Eines Tages erfährt Ada, dass auch Harry in der französischen Metropole lebt und in das Großbürgertum eingeheiratet hat. Sie erkennt, dass er nicht glücklich ist, dass aber in seinem Leben noch immer kein Platz für sie ist. Erst als Harry in einer Buchhandlung zwei Gemälde von Ada entdeckt, sind die Erinnerungen wieder da. Ein heißes Begehren für diese wilde, innerlich bedingungslose Frau flammt auf. Beide spüren, dass sie füreinander bestimmt sind. Harry wird Adas Geliebter und will sich von seiner Frau trennen. Doch Bens waghalsige Geschäfte bringen ihn in höchste Gefahr. Und Ada muss eine furchtbare Entscheidung treffen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2008

Tief beeindruckt liest Clemens Klünemann den 1940 erschienenen Roman "Die Hunde und die Wölfe" der 1942 in Auschwitz ermordeten Irene Nemirovsky. Das Thema jüdisch-russischer Migration bearbeitet Nemirowsky in einer "fulminanten und unerbittlichen Sprache". Sie selbst war mit vierzehn Jahren nach Paris emigriert und hat hier wohl eben jene Desillusionierung erfahren müssen, die all ihre ängstlich, doch hoffnungsvoll nach Sicherheit suchenden Figuren im Exil erlebten. Nemirovskys folgenreiche Unterteilung der Juden in (gezähmte, da von der westlichen Kultur scheinbar assimilierte) "Hunde" und nicht assimilierbare "Wölfe" hält der Rezensent allerdings für gefährlich. Antisemiten und rassistische Propagandisten benutzten seiner Kenntnis nach solche Selbstbeschreibungen als Beleg für die Notwendigkeit einer Trennung von Juden und Nicht-Juden. Am Ende des Romans nehme Nemirovsky in der Beschreibung der Ausweisung Adas geradezu "hellseherisch" ihr eigenes Schicksal vorweg, so der Rezensent tief beeindruckt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.08.2007

Arno Widmann hat Irene Nemirovskys 1940 in Paris publizierten Roman "Die Hunde und die Wölfe" mit tiefer Beklommenheit und gleichzeitig mit großer Faszination und Begeisterung gelesen. Die russischstämmige französische Autorin beschreibt darin ohne jede Larmoyanz und in "ironischer Distanz" die russische Emigrantenszene in Paris und schildert aus der Perspektive eines mittellosen jüdischen Mädchens die reiche jüdische Finanzwelt, erklärt der Rezensent. Es schnürt ihm fast die Kehle zu, wenn er im Text die Ahnungen der Autorin, die wachsende Bedrohung und Worte wie "Konzentrationslager" liest und legt das Buch erst einmal weg, weil er den Gedanken kaum ertragen kann, dass die Autorin das ganze Verhängnis, auch ihre eigene Ermordung 1942 in Auschwitz, vorhergesehen habe. Doch spätestens hier wird ihm klar, dass es eines der größten Talente Nemirovskys ist, ihre Leser nicht nur tief in ihre Geschichte hineinzuziehen, sondern sie gleichzeitig zu mehr Empfindsamkeit und Klugheit zu bringen.
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