Isabel Fargo Cole

Die Goldküste

Eine Irrfahrt
Cover: Die Goldküste
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783751802178
Gebunden, 280 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

"Mein Ururopa Arva Fargo war zur Goldsuche nach Alaska abgehauen. He ran off to the Yukon. He ran off to the Klondike. Eine Geschichtsscherbe, hervorgekramt, ratlos zurückgelegt." Mehr als hundert Jahre nach ihrem Vorfahren macht sich Isabel Fargo Cole von Deutschland auf nach Alaska, von dort über Seattle Richtung Kalifornien, auf den Spuren Arva Fargos und dessen fieberhafter Suche nach dem Gold - Fluch und Segen so vieler Biografien des 'vergoldeten Zeitalters' Ende des 19. Jahrhunderts. Die 'Geschichtsscherben', die sie nicht nur in den verlassenen Claims findet, fügt sie zu einem vielstimmigen Recherche- und Reisetagebuch in ein fremdes, scheinbar unermessliches Land zwischen Ost und West, zwischen Ausbeutung und Bewahrung. Denn die größte Exklave der Welt ist zwar dünn besiedelt, doch wie kaum ein anderer Landstrich von Fantasien ursprünglicher Wildnis und verborgener Reichtümer besetzt. Coles Expedition führt tief in die Schürf- und Abgründe des amerikanischen Traums, der mit seinen wirkmächtigen Versprechen bis heute Menschenmassen anzieht und wieder ausspuckt: abenteuerliche Glücksritter, Vagabunden und Helden verblasster Zeitungsmeldungen. Was sie dabei zu Tage fördert, ist wertvoller als Gold: ein erzählerisch-essayistisches Schürffeld voller Geschichten und Reflexionen über ein Grenzland fremder Heimat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2022

Einen kunstvollen Essay über die Lügen der Ahnen und den Kapitalismus sieht Rezensent Felix Stephan in diesem Buch von Isabel Fargo Cole, die in Alaska den Spur ihres Ururgroßvaters folgt. Die Recherche entlarve den Klondike-Goldrausch des späten 19. Jahrhunderts als Fake. Stephan staunt: Ein windiger Journalist jazzte den Yukon hoch. Geld wurde aber nicht mit dem glänzenden Metall gemacht, sondern mit dem Profit, den Lebensmittelhändler und Walfänger durch die Glückssucher erzielten. Stephan weist besonders auf die Haltung von Cole hin: Sie beschreibe, was sie erkundet hat, nicht aus der Position der moralisch überlegenen Spätgeborenen, sondern versuche Menschen und Zeit zu verstehen. Wobei ihn auch die sprachliche Kunstfertigkeit tief beeindruckt, mit der die in Berlin als Übersetzerin lebenden Cole Landschaft beschreibt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2022

Die Nachfahrin eines Goldsuchers schreibt seine und ihre Familiengeschichte. Und das "durch und durch staunenswert", meint Paul Jandl. Er freut sich, dass Isabel Fargo Cole in ihrem Bilderreichtum auch die Schattenseiten des Goldrauschs nicht verschweigt und sie klug mit der Familienchronik verwebt. Auch die Natur komme als sprechende Protagonistin nicht zu kurz. Leuchtend, mythisch, und auch tragisch, wenn die Schicksale der Goldsucher bedacht werden, dafür gibt es vom Rezensenten eine Empfehlung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.10.2022

Die Urenkelin eines Goldsuchers macht sich auf die Spur: Isabel Fargo Cole will herausfinden, was es mit A.A. Fargos Geschichte voller Ungereimtheiten auf sich hat. Dem Rezensenten Nico Bleutge gefällt daran besonders, wie die Autorin von Reisebericht bis Familiengeschichte verschiedenste Genres in ihr Buch integriert und damit eine anspruchsvolle Verknüpfung von Historie und Gegenwart schafft. Gebannt verfolgt Bleutge Überlegungen zum patriarchalen wie kolonialem Handeln, aber auch zur Wirtschaftskraft des Mythos Goldrausch. Er spricht eine klare Empfehlung für Fargo Coles Buch aus, das er am ehesten der essayistischen Gattung zuordnen würde und teilt den Wunsch der Autorin nach einem weniger hierachisierten gesellschaftlichen Zusammenleben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2022

Rezensent Alexander Cammann ist hin und weg von diesem Buch. Die 49-jährige in Berlin lebende Amerikanerin erzählt darin die Geschichte Alaskas, der Goldsucher und Forschungsreisenden im 18. und 19. Jahrhundert, und bestückt sie mit vielen persönlichen Erinnerungen und Bildern. Entstanden ist dieses Buch nämlich aus Coles Reisetagebuch, dass sie führte, während sie mit ihren Eltern drei Wochen lang durch dieses Land reiste - dementsprechend findet man hier neben dem Reisebericht auch  Naturbeobachtungen, Geschichten, Ethnologie, Memoires und Wissenschaftliches, erklärt Cammann. Für den Rezensenten ist das alles überraschend und beeindruckend literarisch. Er schwärmt von der "bestechend klaren Prosa" der Autorin. Und auch Kritik am Umgang von WissenschaftlerInnen und ForscherInnen mit der Goldküste findet er hier. Für den Rezensenten "eines der schönsten Sachbücher dieses Jahres".