Jan Eckel

Die Ambivalenz des Guten

Menschenrechte in der internationalen Politik seit den 1940ern
Cover: Die Ambivalenz des Guten
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2014
ISBN 9783525300695
Gebunden, 936 Seiten, 59,99 EUR

Klappentext

Das Buch untersucht die Menschenrechtssysteme der Vereinten Nationen, des Europarats und der Organisation Amerikanischer Staaten und analysiert die Bedeutung von Menschenrechten in der Dekolonisierung. Ein großes Gewicht legt es auf die neuen Aufbrüche der 1970er Jahre und deren Fortentwicklungen im folgenden Jahrzehnt: die Neuerfindung des westlichen Menschenrechtsaktivismus durch Amnesty International, die menschenrechtliche Außenpolitik westlicher Staaten, die internationalen Kampagnen gegen die Pinochet-Diktatur sowie die osteuropäische Dissidentenbewegung und den KSZE-Prozeß.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2014

Bei der Lektüre von "Die Ambivalenz des Guten" kommt Wolfgang Knöbl aus dem Staunen kaum heraus: wie kurz die Geschichte der Menschenrechte eigentlich ist, wie gering ihre Rolle noch im Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg, in den ideologischen Debatten des Kalten Krieges oder in den antikolonialen Bewegungen der Fünfziger- und Sechzigerjahre war, das war dem Rezensent noch nie so bewusst geworden wie in der Studie des jungen Freiburger Historikers Jan Eckel. Begeistert beschreibt Knöbl, wie der Autor die Flut an Daten und Diskursen in eine gut lesbare, ungeheuer erhellende Darstellung überführt, indem er "präzise Fragen stellt und diese schnörkellos und ohne Fachterminologie beantwortet". Und nicht zuletzt hebt Knöbl hervor, dass Eckel angesichts des präkeren Status' der Menschenrechte der Versuchung widersteht, "in Zynismus oder Fatalismus zu verfallen", und stattdessen ein konstruktives, emphatisches Dennoch aus ihr ableitet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.11.2014

Eine wegweisende Studie mit überzeugendem Ergebnis sieht Gregor Schöllgen in Jan Eckels Buch zur Entwicklung der Menschenrechtspolitik. Dass es dem Historiker abgesehen von einigen Auslassungen und schwer zu durchquerenden Passage, wie Schöllgen einräumt, gelingt, das riesige Panorama der Entwicklungsgeschichte der Menschenrechte auf internationaler Ebene gut lesbar zu machen, findet der Rezensent erstaunlich. Schon, da das vom Autor gesichtete und verarbeitete Archivmaterial aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Chile, die Papiere der UN und verschiedener NGOs, wie Amnesty International oder Human Rights Watch, so umfangreich ist, aber auch, da die anvisierte Entwicklung nicht linear oder monokausal verlief, wie Schöllgen weiß. Wenn Eckel also die Rolle der Kirchen ausklammert und die Zeit nach Ende des Kalten Krieges, so bedauert Schöllgen das zwar, kann es jedoch nachvollziehen. Die Lektüre scheint ihm auch so schon umfangreich und anspruchsvoll genug.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.10.2014

Stefan Reinecke blickt mit Jan Eckel auf die Menschenrechtspolitik seit 1945 zurück und sieht jetzt etwas klarer, auch wenn die Gemengelage durchaus vielschichtig bleibt: Idealismus trifft hier auf zynisches Kalkül, Rhetorik auf Vision und Agitprop auf Moral. Vor allem lernt Reinecke, dass sich allenfalls NGOs die "heroische Logik des Entweder-Oder" leisten können, staatliche Politik bewegt sich meist im "Graubereich des Mehr-oder-weniger", wie er etwa dem Beispiel der KSZE-Schlussakte entnimmt. Doch neben viel Doppelbödigem sieht Reinecke von Eckel auch Eindeutiges dargestellt: Die Travestie einer Menschenrechtspolitik durch George W. Bush im Irak auf der einen Seite, auf der anderen Seite die konsequente Politik der Moral niederländischer Regierungen in den 70er Jahren. Als "präzise und umfassend" lobt Reinecke diese Studie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.10.2014

Bücher wie Jan Eckels Habilitationsschrift "Die Ambivalenz des Guten" tragen dazu bei, den Mythos vom Untergang der Menschrechte zu entkräften, freut sich die Politikwissenschaftlerin Anja Mihr. Eckels Zugang zum Thema ist vorrangig historisch, weshalb sich die Rezensentin mehr Bezüge auf die Theorien der Internationalen Beziehungen, auf Konstruktivismus oder Demokratisierungstheorien gewünscht hätte. Die Thesen des Autors seien an sich aber schon spannend und überzeugend, so Mihr: Eckel beschreibt, wie "das Virus des Freiheits- und Gleichheitsgedankens" trotz massiver taktischer Instrumentalisierung durch die jeweiligen Nationalstaaten zu einer radikalen Veränderung in der weltpolitischen Landschaft führen konnte, indem sich diverse Bürgerbewegungen "im Namen eines individuellen Rechtsanspruchs" ihre Staaten in die Pflicht nahmen, oder sich ganz gegen staatliche Strukturen wandten, die unfähig schienen, ihrem Anspruch gerecht zu werden, fasst die Rezensentin zusammen. Gerade die Konflikte der letzten Jahre können auf diese Weise verstanden werden, so kritisch manche Mittel des Drängens auf eine eigene Staatlichkeit auch gesehen werden müssen, erklärt Mihr.