Jelena Schwarz

Buch auf der Fensterbank und andere Gedichte

Cover: Buch auf der Fensterbank und andere Gedichte
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783751800761
Gebunden, 108 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Daniel Jurjew. Während der Sowjetzeit bis zur Perestroika konnte Jelena Schwarz zensurbedingt keine einzige Zeile publizieren. In der inoffiziellen Lyrikszene Leningrads aber war sie als große Dichterin anerkannt. Heute gilt sie neben Achmatowa, Mandelstam oder Brodsky als eine der bedeutendsten Stimmen der russischen Poesie. Ihr Werk übt großen Einfluss auf jüngere Generationen aus. Insbesondere ihre Form der narrativen Poesie wurde für die russische Lyrik der Gegenwart wegweisend. Es sind Gedichte voller Lust am Erzählen, Zeigen, Spielen, Stilisieren und Scherzen. Die hier vorgelegte erste deutschsprachige Auswahl aus ihrem Werk zeigt alle Facetten ihres Schaffens.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.08.2022

Rezensentin Ilma Rakusa erkennt die Drangsalierungen der Zensur in den Texten der Dichterin Jelena Schwarz. Die "sorgfältig" edierte Auswahl mit Gedichten der zu Sowjetzeiten zur Leningrader Literaturszene gehörenden Autorin bietet dem deutschen Publikum erstmals Gelegenheit, Schwarz zu entdecken, meint Rakusa. All die Themen und Formen, Verwandlungen und Spiele, etwa, wenn die Autorin Gestalten erfindet, mythologische und Fabelfiguren, sind für Rakusa Ausdruck der Fantasie der Autorin im Umgang mit der Zensur. Die sprachliche Kunstfertigkeit und die Bildung der Autorin findet Rakusa bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.06.2022

Rezensent Tobias Lehmkuhl freut sich über diesen Band mit Gedichten von Jelena Schwarz. Andererseits ärgert er sich darüber, dass es der Verlag versäumt, die Texte und ihre Entstehung in einen historischen Zusammenhang zu bringen. Lehmkuhl kann nur raten, ob ein Text "unter Breschnew, Jelzin oder Putin" entstanden ist. Den Texten gehen so allerhand Bezüge verloren, fürchtet der Rezensent, und die poetische Entwicklung der Dichterin bleibt auch verborgen. Die oft biblisch oder mythisch grundierten Stoffe von Orpheus bis Katharina II. behandelt Schwarz allerdings in einer verspielten Leichtigkeit und mit Bezügen zu Literatur und Kultur, dass Lehmkuhl gern darüber hinwegsehen würde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.04.2022

Rezensent Michael Braun freut sich über einen zweiten Versuch, der russischen Dichterin Jelena Schwarz zu jener Bekanntheit zu verhelfen, die ihr gebührt. Ein allzu großer Verlust wäre es, wenn die "assoziationsreiche Bilderwelt" dieser Lyrik dem deutschen Publikum verschlossen bliebe. Diese Bilderwelt ist bevölkert von Dichterinnen und Dichtern, Vorbildern, Alter Egos, hinter denen die Autorin bescheiden hervorlinst, erklärt Braun. Das wirklich Besonderes an dieser Dichtung ist jedoch Schwarz' Einsatz von und ihr Umgang mit den zahlreichen mythologischen und religiösen Motiven, die stets auf eine überraschende, eigensinnige und spielerische Weise eingebettet und kombiniert werden, gebrochen und konterkariert, lesen wir. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Alexander Nitzberg hat sich Daniel Jurjew für eine offenere Übersetzung entschieden, was Braun angemessen erscheint. So gelingt es Jurjew, einen Eindruck zu vermitteln von Schwarz' humorvoller, fantasiereicher, mystischer und zugleich absolut gegenwärtiger Lyrik, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.04.2022

Beeindruckt empfiehlt Rezensentin Olga Hochweis die Lyrik der russischen Dichterin, Essayistin und Übersetzerin Jelena Schwarz. In mehrseitigen Gedichten greift die Autorin Themen verschiedenster Zeiten und Begebenheiten auf: aus der Bibel, der Zarenzeit, dem alten Rom, der Leningrader Blockade oder auch der chinesischen Mythologie, erklärt die Rezensentin. Durch ihre grenzenlose Vorstellungskraft entstünde daraus ein "verspielter Dialog mit der Weltkultur", bemerkt Hochweis und staunt zugleich über Schwarz' "Formbewusstsein", mit dem sie ihre Lyrik in strengen Reimschemata und traditionellen Versmaßen verfasste. Der Übersetzer Daniel Jurjew begegnet dieser Herausforderung, in dem er viele Gedichte in freien Versen übersetzt, teils aber das Maß, wie den Alexandriner beibehält, lobt die Rezensentin. Auf diese Weise kreiere die Lyrikerin mit ihren Gedichten virtuos "kleine Welten zwischen Freude und Trauer", die dem Alltag einen "Glanz" verleihen, schwärmt Hochweis melancholisch.
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