Jossel Birstein

Unterwegs in den Straßen von Jerusalem

Cover: Unterwegs in den Straßen von Jerusalem
Arche Verlag, Zürich 2002
ISBN 9783716023051
Gebunden, 140 Seiten, 17,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling. Jossel Birstein fährt mit dem Bus durch die Straßen von Jerusalem und erzählt heiter-schmerzliche Geschichten. Das unprätentiöse Plädoyer für einen Brückenschlag durch die Macht des Wortes.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.03.2003

Die Crème de la crème der israelischen Literatur wird heute von Schriftstellern gebildet, die in Israel geboren und aufgewachsen sind, stellt Jakob Hessing fest. Insofern bildet Jossel Birstein eine Ausnahme, der aus Polen stammt und in Jiddisch zu schreiben begonnen hat, was er auch heute gelegentlich noch tut, wie Hessing berichtet. Der vorliegende Band wartet mit einer Erzählform auf, mit der Birstein nach Hessing seinen wichtigsten Beitrag zur modernen hebräischen Literatur erbracht hat: der Kurzgeschichte. Die Kurzgeschichten Birsteins funktionieren nach einem bestimmten Muster, analysiert Hessing; sie komprimieren die Zeit und machen zugleich die Mechanismen der Kompression sichtbar. Fasziniert schildert der Rezensent die Geschichte einer Begegnung im Jerusalemer Orthodoxenviertel zwischen einer Journalistin und einem Talmudschüler, die anfangs von einem verbalen Missverständnis geleitet wird. Hieraus ergibt sich ein unbeabsichtigter erotischer Subtext, der sich durch die ganze Erzählung zieht. Auch in anderen Erzählungen lässt Birstein fremde Welten aufeinanderstoßen, so Hessing; sein Gespür und Mitgefühl gelte insbesondere denjenigen, die heute im Land Israel die Diaspora erleben.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.02.2003

Obwohl Jossel Birstein seit mehr als fünfzig Jahren in Israel lebt, schreibt er nicht nur in Ivrit, sondern auch noch immer - als einer der ganz wenigen - in Jiddisch. Der Autor, charakterisiert ihn Carsten Hueck, ist ganz eindeutig der klassischen jiddischen Literatur verhaftet und dabei ein ganz heutiger Mensch, der Jerusalem auf seinen Rundgängen wie ein Schtetl beschreibe, in dem aber nicht nur orthodoxe Juden, sondern auch russische Einwanderer, modern gekleidete Frauen oder Araber (die allerdings weniger) vorkämen. Der Band enthält dreißig Prosaminiaturen, Stadterkundungen, meist zu Fuß oder im Bus, wo man schnell mal ins Gespräch mit anderen kommt. Jerusalem wird von Birstein nicht im herkömmlichen Sinne beschrieben, meint Hueck, sondern situativ erfasst: als "Zustand des Sowohl-als-auch, als gelebter Widerspruch". Birsteins Blick ist dabei ganz offen, lobt Hueck, beseelt, so dass er stets über das Vordergründige hinaus ziele und aus einem Alltagsgeschehen das Besondere eines Augenblicks, einer Begegnung, einer Begebenheit destillieren könne.
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