Julian Nida-Rümelin

Der Akademisierungswahn

Zur Krise beruflicher und akademischer Bildung
Cover: Der Akademisierungswahn
Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2014
ISBN 9783896841612
Broschiert, 256 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Die deutsche Bildungspolitik ist auf dem Holzweg: Die berufliche Bildung wird vernachlässigt, die akademische Bildung wird immer beliebiger und flacher. Mit dieser These trat Julian Nida-Rümelin, Philosoph und streitbarer Kulturpolitiker, eine Debatte los. Seinen Kritikern hält Nida-Rümelin in diesem Essay starke Argumente entgegen: Er plädiert für ein Bildungssystem, das sich konsequent an der Vielfalt von Begabungen, Interessen, Berufsund Lebenswegen orientiert. Es kann nicht sein, dass wegen schiefer internationaler Vergleiche die Stärken des deutschen Bildungssystems geopfert werden, erklärt Nida-Rümelin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2015

Hans-Albrecht Koch entdeckt einen Trend zu Büchern, die einen Trend in der Bildungspolitik problematisieren, nämlich den, dass zunehmend praxisdominierte Ausbildungsberufe ins Korsett eines theoretisch geprägten Studiums gezwängt werden. Zu den schärfsten Kritikern dieser Tendenz zählt er den Münchner Philosophen Julian-Nida-Rümelin, der in seiner Analyse dieses "Akademisierungswahns" für Koch nachvollziehbar schildert, dass unter der Verschiebung sowohl die Ausbildungsberufe, als auch die klassischen Studienfächer leiden - der Autor sieht durch den vor 15 Jahren begonnenen Bologna-Prozess gar die "Substanz der europäischen Universität" gefährdet. Dass Nida-Rümelin auch mit Entscheidungen und Entwicklungen hart ins Gericht geht, die er als Staatsminister für kulturelle Angelegenheiten im Kabinett Gerhard Schröders selbst mitgetroffen und -angeschoben hat, macht das Buch für den Rezensenten umso überzeugender.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.10.2014

Johann Osel hat Respekt vor diesem Einmischungsversuch des Philosophen und Politikers Julian Nida-Rümelin. Das Problem der Überakademisierung bringt ihm der Autor gut auf den Punkt, penibel recherchiert und nah am Bildungsalltag, versichert Osel. Der Essay bietet dem Rezensenten eine Einblick in die Studienbedingungen heute, viel mehr aber zeigt er ihm die Ursachen und Folgen der steigenden Studierendenzahlen auf. Dass der Autor bei seinen Ausführungen unparteiisch bleibt und akademische und berufliche Bildung nicht gegeneinander ausspielt, rechnet ihm Osel hoch an. Nida-Rümelins Verbesserungsideen (Investitionen in duale Ausbildung, inhaltliche Neuaufstellung der Berufsschulen) scheinen dem Rezensenten konkret und bedenkenswert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2014

Jüngst sind wieder zwei Bücher über den Niedergang unseres Bildungswesens erschienen, berichtet Heinz Schlaffer, Julian Nida-Rümelins "Der Akademisierungswahn" und Konrad Paul Liessmanns "Geisterstunde". 1964 hatte Georg Picht eine "Bildungskatastrophe" prophezeit, sollten nicht mehr Schüler an den Gymnasien und mehr Studenten an den Universitäten aufgenommen werden, erinnert sich der Rezensent. Nida-Rümelin stellt nun die These auf, dass es sich jetzt umgekehrt verhält, erklärt Schlaffer: die Zahl der Gymnasiasten habe im Zuge der zahlreichen Reformen zu einem Abfall des Niveaus geführt, während die Universitäten trotz hoher Abbruchs-Quoten weit mehr Akademiker auf den Arbeitsmarkt würfen, als dieser gebrauchen könne. Es gelte also, die technischen, handwerklichen Berufe in der Gesellschaft zu rehabilitieren, um Arbeitsmarkt, Handwerk und höhere Bildung gleichsam zu retten, fasst der Rezensent zusammen, der allerdings große Zweifel an den tatsächlichen Einflussmöglichkeiten äußert.
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